Weiche Knie im Landtag

Vor fünf Jahren ist mein erstes Buch erschienen. Und als ich das Paket mit meinen Belegexemplaren aufgemacht habe, dachte ich wirklich, das ist der größte Höhepunkt meiner Autorinnenkarriere. Weit gefehlt, es haben sich danach viele dieser Momente aneinander gereiht, viele Unpackings, viele außergewöhnliche Lesungen, unvergessliche Begegnungen, viele Gänsehautaugenblicke …

Aber am 18. November war es noch mal eine Schippe Glamour mehr. Eine Buch-Präsentation im ehrwürdigen Akademiesaal des Bayerischen Landtags, gemeinsam mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Sie stellte höchstpersönlich die „Isar-Detektive“ vor, von denen sie Zeile für Zeile selbst gelesen hat und sogar die eine oder andere Namensidee beigesteuert hat. Alles im Livestream des Bayerischen Landtags.  So weiche Knie hatte ich selten vor einer Veranstaltung. Gut, dass auch Stefan Leuchtenberg dabei war, der geniale Illustrator der „Isar-Detektive“, die dann auch als überlebensgroße Pappkameraden bei uns standen. (Foto: Bayerischer Landtag, Stefan Obermeier).

Ich finde besonders klasse – neben den sehr sympathischen Papp-Kameraden  und einem ganzen Strauß an Merchandising-Artikeln (Anstecker, Notizblöcke, Gummibärchen) – , dass man die pfiffigen Ermittler kostenlos beim Bayerischen Landtag  bestellen kann (https://www.bayern.landtag.de/isar-detektive/bestellung/ oder direkt auf der begleitenden Website: https://www.isar-detektive.de/.) Entweder einzeln oder als Schule gleich sogar bis zu 35 Exemplare. Also steht einer Klassen-Lektüre mit den „Isar-Detektiven“ eigentlich nichts mehr im Weg.

Eigentlich steht die spannende Krimi-Handlung im Mittelpunkt des Geschehens, aber natürlich wird unauffällig und ganz nebenbei ein bisschen das Gebäude des Maximilianeums vorgestellt und die Arbeitsweise des Landtags. Nicht nur die politische Bildung, auch die Leseförderung liegt der Landtagspräsidentin sehr am Herzen. Und deswegen ist es kein Zufall, dass das Projekt pünktlich zum Vorlesetag 2020 gelauncht wurde, die Abgeordneten lesen auch selbst aus den Exemplaren vor.

Hier stellt übrigens Stefan ein bisschen vor, wie er die Figuren gestaltet hat:

Und das Landtags-Team hat auch mit mir ein kleines Filmchen gedreht:

Kein K.O. durch Corona

Der November ist immer der geschäftigste Monat für uns Kinder- und Jugendbuchschreibende. Rund um den Vorlesetag am 20. November sind immer die meisten Lesungen. Auch für mich wären es 22 Veranstaltungen gewesen  – allein 13 davon in Braunschweig zur Jugendbuchwoche, sechs im Zusammenhang mit der Kinder-und Jugendbuchwoche Schleswig-Holstein. Ich mag das ja – viel zu tun, lustige Kinder, viele tolle Begegnungen mit netten und sympathischen Buchleuten und – wenn’s gut läuft – noch ein paar nette Abende mit Kollegen. Mit den neuen Corona-Bestimmungen sah es plötzlich ganz anders aus. Das Reisen wäre zwar gegangen, aber mit Maske zu lesen ist schwierig  – die ganze Mimik bei mir geht verloren. Und es ist total schade, wenn man gar nicht sehen kann, ob das Publikum jetzt lacht oder weint oder gähnt hinter seiner Maske.

Das Tolle ist: Die allermeisten Schulen und Büchereien haben ganz kurzfristig umgestellt, von Präsenz- auf Online-Lesung. Ist anders, aber auchKeine Fotobeschreibung verfügbar. schön. Eine La-Ola-Welle durch drei Klassenzimmer hinweg zu dirigieren hat was. Und mehrere Klassen beim Quiz im Chat-Wettstreit auch. In Braunschweig am Christopherus-Gymnasium waren sogar vier Klassen gleichzeitig am Monitor. In der Grundschule in Lübeck hat der Rektor höchst persönlich alle Kabel verklebt, dass niemand stolpert. Digitalisierung hat er kurzerhand zur Chefsache erklärt.

Und das haben die anderen Schulen eben auch gemacht: In die Ausrüstung investiert, eine stärkere Leitung gelegt, und sich wirklich Mühe gegeben, eine stimmungsvolle Lesung zu gestalten, mitzuraten und mitzumachen. Bei mir kamen wundervolle Briefe an aus verschiedenen Klassen – Ehrensache, dass die auch persönlich beantwortet werden.

Klar, man ist vor technischen Pannen nicht immer gefeit, aber ich finde, dass man nicht sagen kann, die Schulen würden sich nicht in die Digitalisierung reinhängen. Ich habe wirklich engagierte LehrerInnen, BüchereileiterInnen und RektorInnen getroffen, die sich da echt reinknien und die ausgesprochene Profis in Jitsi, Zoom, iServe oder Big Blue Button sind. Danke. Ein großes digitales Danke. Und ganz besonders Frau Schnerr von der Stadtbücherei Lübeck, die mir das Worträstel K.O.-Rona geschickt.