Von Fredericksmäusen und Trommelwirbel

Es ist fast schon ein bisschen Tradition, dass wir Schreibende im Oktober nach Baden-Württemberg reisen auf den Spuren der Maus Frederick von Helme Heine. Denn die Maus, die lieber Farben und Wörter sammelt für den Winter, ist das Vorbild für den Frederickstag, einer – entgegen dem Namen – mehrtägigen Veranstaltungsreihe mit vielen Lesungen für Kinder im ganzen Bundesland. Auch ich war eine ganze Woche unterwegs durch die schönen Städte im Südwesten von Deutschland.

Und wieder musste ich feststellen, dass die Schönheit von Baden-Württemberg, die sich in Stuttgart nun nicht unbedingt gleich erschließt, in der Provinz liegt. Nur mit dem Wettermacher muss ich noch ein ernstes Wort reden: Denn ausgerechnet in Blaubeuren, wo die Reise begonnen hat, hat es in Kübeln geschüttet, sodass ich den Blautopf leider nicht erkunden konnte. Aber wer weiß, vielleicht, ist das ja auch ein guter Grund, um wiederzukommen. Die Bücherei, fast sechs Jahrhunderte alt, wäre ganz definitiv ein Grund , ebenso wie ihre wunderbar warmherzige Leiterin Frau Hoguet-Berger.

In Bisingen einen Tag später gab’s für mich eine Premiere der besonderen Art. Zwar spielt „Die Nacht in der Schule“ im Musiksaal, aber gelesen habe ich das Buch noch nie in einem. Und schon gar nicht in einem, in dem ein komplett funktionstüchtiges Schlagzeug steht. Klar, dass wir die entsprechende Schlagzeug-Szene mit echtem Trommelwirbel spielen mussten. Super war’s.

In Murr liest die ganze Stadt. Ungelogen. Bei den Lese-Rallyes packt sogar der Bürgermeister ein Buch aus und liest den anwesenden Gästen vor. Das muss an der rührigen Frau Nikolaizig liegen, die das Lesen von der Bücherei in die Stadt trägt. Auch die Grundschulklassen, die bei mir „Fanny und der fast perfekte Fee“ gehört haben, sind eifrig lesend unterwegs. Meine „Linkslesestärke“ hatten sie „zur Einstimmung“ schon mal vorab gelesen. Deswegen wollte ein Zweitklässler auch gleich wissen, warum es bei mir so viele Schimpfworte gäbe. Also ja, äh, ach … Verdammt, ertappt.

In Baisingen kamen sie alle, die erste, zweite, dritte und vierte Klasse, über 40 Kinder der superkleinen Dorfschule, in der es sehr warmherzig und liebevoll zugeht. Da passte „Annemone Apfelstroh“ wunderbar ins Programm. In der Realschule in Vaihingen (Enz) waren sie mit vielen, sehr spannenden Fragen mit dabei beim „Theoretikerclub“. Und dann ging es nochmals nach Öhringen, wo ich für den erkrankten Matthias Jeschke (gute Besserung, lieber Kollege!) einspringen durfte. Da war ich ja letztes Jahr schon, bin aber immer noch ein Riesenfan des Lesesaals in der Bücherei. Hier saßen nämlich früher die Ritter und tagten hinter Butzenscheiben und einer unglaublich beeindruckenden Einlass-Tür. Bilder davon gibt es übrigens auch hier.

Ach ja, und weil ich wirklich nahezu aus allen aktuellen Büchern vorgelesen habe, habe ich natürlich auch für die „Linkslesestärke“ einige neue Wortspiele mitgebracht: