Wehschnittchen in Mülheim

Als Ruhrpott-Geborene ist die Möglichkeit, mal wieder in alte Gefilde zu reisen, immer etwas Besonderes. Im Herbst hat es mich als letzte Lesereise noch einmal nach Mülheim an der Ruhr verschlagen. Dort hat meine Oma über 40 Jahre gelebt und dort bin ich selbst an der Grunschule Steigerweg mal ein paar Wochen lang in die Schule gegangen. In die vierte Klasse. Wie schön, dass sich der Kreis geschlossen hat, denn dieses Mal saßen auch Viertklässlerinnen und Viertklässler aus der Grundschule Steigerweg in meiner Lesung mit „Klassenfahrt außer Kontrolle“. Die Lesung selbst, in der Stadtteilbbliothek Dümpten, war nur unweit davon entfernt, wo meine Oma wohnte und ich viele, viele, viele Ferien und Wochenenden verbracht habe. Ich kann mich ja nicht an viel erinnern an die Schultage in Mülheim, nur an die verschiedensten Flechttechniken, die ich dort gelernt habe und die miese Note für mein schlechtes Schriftbild! Aber die ist längst vergessen …

Jetzt darf ich nicht nur diese zwei Lesungen, sondern muss auch die anderen beiden Mülheimer Leseorte und vier Veranstaltungen mindestens ebenso euphorisch loben – denn der Pott hat mich mal wieder sehr überzeugt: Die Kinder sind pfiffig, neugierig und offen, hatten einen großen Spaß am Austausch und haben prima mitgemacht. Das zentrale Medienhaus in der Mülheimer Innenstadt überzeugt durch eine tolle Architektur und mit einer Athmosphäre, wo man sich absolut willkommen fühlt. Ebenso auch in der Stadtteilbibliothek Spelldorf. Danke für die überaus nette Einladung und den kleinen Gratis-Nostalgietrip.

Nachdem ich nicht nur „Klassenfahrt außer Kontrolle“ und „Fanny und der fast perfekte Fee vorgetragen habe“, sondern auch noch die „Linkslesestärke“, gibt es noch ein paar Neuzugänge für die Wort-Acker-dem-ih. Noch ein paar weitere habe ich übrigens bei den Papenteicher Autorentagen mitgegeben bekommen. Dort war ich Anfang der gleichen Woche, wo uns Autoren Katja Frixe, Will Gmehling und SIlke Vry sogar ein musikalisches Theaterstück aufgeführt wurde, in dem ein Menschenkind die Welt derMärchen rettet. Ich war mal wieder, das ist immer so, wenn ich aufgeregte Kinder sehe, so gerührt, dass mir das Pippi in den Augen stand. Dummerweise knapp bevor ich mich einem sechzigköpfigem Publikum vorstellen durfte. Hoffe, man hat mir das einfach nur als Tränen der Begeisterung ausgelegt 🙂

Das sind noch alle Neuzugänge im Wörtebuch der Wort-Acker-dem-ih: Kühl-Schrank, Regen-Wurm, Bilder-Buch-Auto-rin, Eichen-Protzes-John-Spinner, Pferde-Kutsche, Enten-Teich, Ball-er-Ina.

Eingeschneit in Basel

In Basel schneit es selten, haben sie uns erzählt. Und wenn, dann schon gar nicht gleich 40 Zentimeter auf einmal. Aber so war es: Vom Donnerstag auf Freitag fiel während der Basler Lesewoche „Literatur aus erster Hand“ soviel Schnee wie schon ewig lang nicht. Zuletzt vor 40 Jahren soll es so gewesen sein. Trams fielen aus und die vielen lustigen Drachentrinkbrunnen hatten binnen kürzester Zeit imposante Schneehauben. Das machte es den Autorinnen und Autoren am Freitga natürlich ein bisschen schwieriger zu den Einsatzorten in den Basler Schulen zu kommen. Meine letzte Lesung der Woche war außerdem noch oben auf dem Berg in Bettingen, aber ein mutiger Taxifahrer kämpfte uns mit vorbildlichem Einsatz die verschneite Straße hoch. Und dann lief also auch noch die letzte Lesung glatt.

Was ich wiederum aus der Schweiz mitgenommen habe, ist die Bewunderung dafür, wie wichtig jedes einzelne Kind im Klassenzimmer genommen wird. Klar, diese Augenhöhe ist mit kleinen Klassenstärken und viel prädagigischer Unterstützung sicherlich einfacher zu schaffen, aber auch dort gibt es die eine oder den anderen, der oder die akut ein bisschen mehr Bedarf hat oder ein besonderes Problem. In der Schule in Basel Neubad zum Beispiel hat dafür die Lehrerin kleine Mood-Steine gebastelt. Die Stimmungen reichen von fröhlich bis gelassen über neutral bis hin zu ärgerlich oder traurig. Nimmt ein Kind diesen Stein und legt es vor sich ab, dann wissen andere, dass hier zum Beispiel gerade Trost gefragt ist. Und ich glaube, ich habe selten so eine sozialkompetente Klasse erleben dürfen. Einfach toll.

In der Schule am Wasgenring gab es ein Ständchenzur Begrüßung. Lustigerweise hatte sich die Lehrperson ein Lied von einem Vogel ausgesucht, der statt sich der Kunst des Gesangs zu widmen sich erst einmal erleichtern muss. Das Motto: Die Kunst erreicht nicht alle, der Rest hingegen schon, Als dem Lehrer das auffiel, dass da ja auch eine Art Künstlerin daneben stand, war ihm das hochnotpeinlich. Ich fand es nur hochnotwitzig. Schließlich geht es bei unseren Schullesungen nicht um abgehobene Kunst, sondern um Kunst zum Anfassen, zum Erleben und bestenfalls sogar Mitgestalten. Und wenn es dann so einen lebhaften Austausch gibt wie nach den vielen Fragen, die die Klasse als kleine Loszettel vorbereitet hatte, dann springt vielleicht auch ein bisschen Kunstgedanke und Leselust über.

Was mir noch aufgefallen ist, sind die Pult-Bücher, die nahezu überall und bei jeder Klasse und jeder Schülerin oder jedem Schüler zu finden sind (einige schmökern gerade „Die Nacht in der Shcule“ oder „Klassenfahrt außer Kontrolle“), das ist echt nett, dann darüber weiterzuplaudern). 15 Minuten lesen jeden Morgen oder ndch der Pause, oder eine Bibliotheksstunde in der Woche oder … oder … oder. Das sind nur einige der Lesekonzepte. In der Primarschule Schoren liest eine Klasse sich zum Beispiel um die Welt: Jede Seite entspricht einem Kilometer. In Norwegen ist man nun schon angelangt. Ja, auch in der Schweiz können viele Sechtsklässler nicht richtig gut lesen, aber ich glaube, dass die vielen Lesekonzepte sehr viel konsequenter diesem Umstand entgegentreten.

Und neben all der Lesearbeit gab es natürlich einen Overkill an Baseler Läckerli (kleines, lebkuchenartiges Gebäck), ganz viel Raclette, wunderbare Begegnungen mit vielen liebenswerten Menschen, Leseförderengagierten und Kolleginnen. Zum Beispiel mit der lieben Kollegin Doris Lecher aus Basel, die uns zu sich zum Nachtessen eingeladen hat, oder der wunderbaren Buchhändlerin Sandra Näf-Gloor, in deren Kinderbuchhandlung Proviant ich endlich mal der Kollegin Jutta Nymphius bei einer Lesung aus ihrem sehr schlauen Buch „Total irre“ lauschen durfte. Danke, liebe Viviane, dass ich dabei sein durfte. Basel wird mir echt in langer Erinnerung bleiben. Nicht nur wegen des Schnees und einer sehr denkwürdigen Begegnung mit einem echten Schulmammut.

Ach ja, weil der Schwerpunkt dieser Reise eindeutig auf der „Linkslesestärke“ lag, habe ich ganz viele neue Einträge für die „Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de mitgenommen: Weiß-Kopf-Adler, Dona nobis pacem (ja, der bekannte Kanon!), Meter-Maß, Kopf-Salat, Dumm- Kopf, Kuh-l, Kletter-Baum, Kopf-Sprung, Wasser-Fall, Kuh -(Mulus)-Wolke, Kuckucks-Uhr.

Echt Kuh-l war’s.

Die oiden Rittersleut …

An dieses alte Kinderlied aus Bayern musste ich denken, als wir uns wieder alle vor dem alten Ritter im Deutschen Haus in Braunschweig aufgestellt haben. Immerhin 15 von 17 Autoren, die in diesem Jahr für die 44te Braunschweiger Jugendbuchwoche unterwegs waren (von rechts): Martin Klein, Markus Orths, Claudia Scharf, Jörg Isermeyer, Sarah Welk, (vorn) Antonia Michaelis, Hans-Jürgen Feldmann, Annette Roeder, Ritter, Annette Mierswa, Silke Schellhammer, Christian Linker, Meike Haas und ich (leider schon abgereist: Lukas Hainer und Silke Vry). Als Ehrenmitglied haben wir Meike Töpperwien aus Braunschweig in unsere Mitte aufgenommen, die die Illu-Ausstellung in der Stadtbibliothek bestritten hat. Hab mich spontanverliebt in ihre frechen und eigenwilligen Gesichter und Figuren.

Das hat also schon eiserne Tradition, dieses einträchtige Bild vor dem Eisernen Heinrich. Und das ist nur eine der vielen netten Traditionen, die uns bei den Braunschweiger Jugendbuchwochen begleiten: Der rauschende Eröffnungsabend, der gemütliche Mittwochabend in der Kaufbar, viele kleine einzelne Rituale, die die Kolleginnen und Kollegen mittlerweile untereinander pflegen. Denn wir sind einige schon ganz schön altgediente Recken, die gern immer wiederkommen, wenn sie eingeladen werden. Martin Klein war sogar schon im vergangenen Jahrtausend da. Unglaublich.

Man tauscht sich aus, wer dieses Mal das Fußball-Zimmer abbekommen hat und in der Bettwäsche von Eintracht-Braunschweig schlafen darf, wer die späteste Abholzeit hat (und immens beneidet wird) und wer den besten Insider-Tipp für ein gutes Braunschweiger Restaurant hat. Die einen kaufen traditionell ihre Weihnachtsgeschenke bei den beteiligten Buchhandlungen Graff oder dem Bücherwurm und lassen sie sich dann nach Hause liefern.

Die anderen (Annette Mierswa und ich) treffen nach einem Abstecher von der Signierstunde bei einer neugierigen Besichtigung der Young Adult-Signierhallen von Graff die megaerfolgreiche Kollegin Marah Woolf, die supernett ist übrigens. Und das, obwohl sie dort tausende (!) von Büchern zu signieren hat. Wir hingegen hatten im Schnitt eher einstellige Absatzzahlen an dem Tag. Aber nett sind Buchleute ja sowieso. Ich glaube, es war bei mir das vierte Mal vor Ort und habe mal wieder eine Menge in Sachen Leseförderung wieder viele Lehrer:innen, Lesepat:innen, Hausmeister, getroffen, die ihre Kinder mit viel Engagement zu Leserinnen und Lesern machen. Egal ob das an einer Brennpunktschule war, an einer Förderschule oder dem berühmten Gymnasium Katharineum, an dem schon Fallersleben oder Gauß die Schulbank gedrückt haben.

Dass dieses ganze konzertierte Engagement aller Braunschweiger für die jungen Lesenden sich wirklich lohnt, hat an meiner letzten Station die Grundschule an der Bürgerstraße unter Beweis gestellt: Auf meine Frage, wer denn alles „Harry Potter“ liest, ließ ungefähr 60 Prozent der Finger der vierten Klassen hochschnellen. Kurz habe ich gezweifelt, ob ich mit dem superdünnen und supereinfachen „Super lesbar“-Buch „Die Nacht in der Schule“ hier an der richtigen Stelle bin, aber nachdem alle voll mit gegrölt und gestampft haben bei unserer Musikeinlage, waren die Zweifel gleich wieder verflogen. Vielen lieben Dank, lieber Thomas, lieber Jonah, liebe Katharina, liebe Hilkes und alle anderen, die diese Traditionen, so eisern sie sein mögen, mit so viel Herzblut, Wärme und Lebendigkeit in die richtigen Wege leiten.

Ach, ein Fundstück muss ich Euch unbedingt noch zeigen: Braun-Schweig hat ein Kind bei der Lesung der „Linkslesestärke“ gemalt. Ist das nicht wunderbar? Rost-Stock und Branden-Burg schlossen sich dann noch an. Neben Braun-Schweig habe ich dann noch neue aufgenommen in die Wort-Acker-dem-ih: Sprung-Brett, Sonnen-Strahl, Klo-Bus (oder auch Globus) und eben Braunschweig. Darf ich wiederkommen?

Blätterrauschen im Blätterwald

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„Es gab ein Tosen und ein Rauschen. Und plötzlich fielen die Blätter vom Baum. Alle auf einmal. Mit einem Schlag war der Baum kahl wie im Winter“. Bei „Fanny und der fast perfekte Fee“ zaubert der Fee Jerome einmal so falsch, dass die Buche im Hof plötzlich im Sommer alle Blätter verliert. Auch in der „Linkslesestärke“ gibt es eine lustige Szene in einem laubfreien Baum im November-Herbst.

Das war ja fast das Motto dieser drei wunderbaren Tage beim Blätterwald im Landkreis Forchheim – denn viele Blätter hatten die Bäume nicht mehr. Und es war auch richtig kühl bereits. Aber die sechs Lesungen, die mich bis in die Fränkische Schweiz geführt haben, waren so wohlfühlwarm, dass das Draußen sowieso völlig egal war. Das lag bestimmt an dem herzerwärmenden Willkommen in den Schulen, den übervollen Verpflegungstellern, den unglaublich langen Signierschlangen und auch – und das ganz besonders – an den netten Betreuerinnen aus dem Landkreis.

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Die Literaturpädagogin Ingeborg Taube, Buchhändlerin Heike Schade (aus dem sehr feinen Buchladen Das blaue Stäffala) und die Organisatorin Ramona Gebhard haben persönlich dafür gesorgt, dass die Autorin gut zu den Lesungsorten kam, dass alle Kinder prima vorbereitet waren und alle schon genau wussten, wer da zu ihnen kam. In einer Klasse hatten sie so viele gelbe Fragezettel, dass wir eine geschlagene halbe Stunde fürs Beantworten gebraucht haben. Eine echt außergewöhnliche Autorenbegegnung.

Und dann durfte ich mal umgekehrt auf der anderen Seite einer Kollegin lauschen – bei der abendlichen Lesung der spannenden „Erwachsenen“-Autorin Anja Jonuleit. Die kannte ich bisher noch nicht, obwohl die Autovervollständigung bei Amazon bei „Anja J…“ immer gleich Jonuleit und nicht Janotta aus dem J macht.

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Danke für dieses schöne Bücherfest an alle Beteiligten. Übrigens absolut empfehlenswert: Die begleitende Ausstellung von Lesezeichen aus aller Welt in der Bücherei Forchheim. Hier finden sich auch Einleger mit Kafka, Kästner und anderen Schriftstellern. Von geklöppelten über geflochtene bis hin zu mit Entharsien verzierten Exemplaren.

Auch wenn es eine sehr ernste Geschichte eines Kindes gab, die mich am Rande sehr beschäftigt hat. Denn manchmal ist es so, dass die Wünsche an den Fee nicht einfach ein Hamster, eine Tüte Süßigkeiten oder Hausaufgabenfrei sind, sondern ganz andere, ganz existenzielle, ganz schlimme. Und die Autorin bleibt sprachlos zurück, weil ihr im Moment die Worte fehlen, wenn Ihr solch Geschichten anvertraut werden, die hilflos machen. Auf diese Geschichte möchte ich keinen Feenstaub streuen und Hokuspokus versprühen. Hier möchte ich mit der versammelten Kraft aller Freundinnen und Freunde dieses Mädchens mir wünschen, dass sie so warm und mitfühlend aufgefangen wird, wie sie es gerade braucht.

Als kleine Ergänzung, hier sind noch die beiden mitgebrachten neuen Wortspiele der Lesereise für die Wort-Acker-dem-ih: Auto-Chor-Reck-Tur und Hunde-Müde.

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Schweiz im Nebel

Liebes Luzern, dreimal habe ich es probiert. Dreimal hat der Wettergott mit mir Scharade gespielt. Zweimal war es verregnet. Und nun war nach einem halben Tag Sonne die Stadt vollkommen vernebelt. Aber ich sage es immer noch: Das sind die Wermutstropfen in einer ansonsten immer sehr schönen Wochen. Dieses Mal mit ausnahmslos sehr kreativen, sehr interessierten und aufmerksamen Kindern in Ebikon, Emmenbrücke und Buttisholz.

Wegen Nebel bin ich dann nicht auf den Berg gestiegen. Aber auch so wäre ich wahrscheinlich kein guter Berggänger. Denn ich habe massive Höhenangst. Deswegen bin ich dann doch lieber über den Vierwaldtstätter See, der sehr, sehr, sehr nebelverhangen war, nach Hergilswil geschippert. Ab und zu stach aus dem Brei einmal ein Schiffchen heraus – das hatte fast schon was Gespentisches. In Hergilswil nämlich gibt es eine Glasfabrik mit langer Tradition.

Glas ist tatsächlich etwas, was mich schon lange begleitet, spätestens seit einem eigenen Glasblaskurs vor ein paar Jahren. Zu jeder Lesung trage ich eine selbstgemachte türkisfarbene Glasperle – mein Glücksbringer. Klar doch, dass man sich dann nicht nur die Glasöfen der Fabrik anschaut und bei dieser Gelegenheit auch mal eine eigene Glaskugel bläst.

Einzige Herausforderung: Mit viel Lesungsgepäck das zerbrechliche Gebilde nach Hause zu schippern. Das hat geklappt, uff. Jetzt habe ich eine tägliche Erinnerung an die schönen Tage in Luzern. Vielen herzlichen Dank an Leslie Schnyder und ihr reizendes Team, die Rebstock-Wirtin Claudia Moser, die uns nicht nur in ihrem Hotel, sondern immer ganz persönlich willkommen heißt. Damit es eine rundum schillernd-schöne Geschichte wird.

Vom Lesen animiert

Die Maus Frederick.

Frederick, die farben- und geschichtensammelnde Maus von Leo Lionni, ist im Oktober allgegenwärtig in Baden-Württemberg. Seit über 20 Jahren gibt es den Frederickstag (der eigentlich keinen Tag, sondern fast zwei Wochen dauert), an dem es Lesungen in Schulen, Bibliotheken und anderen Stellen gibt. Und wir Autor:innen sind fleißig im Ländle unterwegs. Darunter auch ich.

Premiere mit Perücke, Disco-Kugel und „Luft“-Gitarre.

Und sogar mit einer Premiere: Denn „Die coolste Klasse des Planeten“ ist das erste Mal so richtig vors Publikum getreten. Ich war noch aufgeregter als meine Heldinnen und Helden Suki, Hugo, Maral, Idris und Joschi, obwohl es bei ihnen immerhin um einen Live-Auftritt im Fernsehen geht. Denn dieses Mal singe ich nicht nur in der Lesung (na ja, vielleicht sollte man dazu eher schmettern sagen), ich tanze auch. Weil ich mangels Erfahrung und Training das allerdings nicht wirklich gut selber kann, hole ich mir lieber aus dem Publikum immer ein paar Kinder, die mir Dance-Moves zeigen, die wir dann alle tanzen. In Leinfelden und am nächsten Tag in Köngen haben vor allem die Fortnite-Jungs mir perfekte Nachhilfe in Sachen Hüftschwung gegeben. Zum Glück, sonst hätte ich ja gar nicht gewusst was zu tun wäre zur Musik.

So beschwingt bin ich dann gleich zum Frederickstag nach Karlruhe-Hagsfeld weitergetanzt. Wow, ich bin immer noch ganz geflasht, denn die Viertklässler haben nicht nur bei der „Linkslesestärke“ fabelhafte Wortspiele gemalt. Die Adlerklasse war im Vorfeld schon selber aktiv und hat so superfantastischwunderbare kleine Stop-Motion-Filme mit Fanny und dem Fee Jerome gebastelt und gedreht (aus „Fanny und der fast perfekte Fee“. Wollt Ihr mal sehen? Die sind so wunderbar geworden:

https://youtube.com/watch?v=uek1UAKejeE%3Ffeature%3Doembed

Im Steiff-Museum in Giengen an der Brenz.

Ich bin verfilmt worden, könnte man sagen. Zum Abschluss und mit einem kleineren Zwischenstopp zur Buchmesse, ging es dann in der Woche drauf nach Giengen an der Brenz. Und weil das Zaubern und Glitzern mit dem Fee und der Fanny so tierisch gut war, habe ich mir noch ein paar andere Tiere ansehen müssen: Den Steiff-Teddy, der nämich in Giengen geboren wurde, und seine weißen Brüder.

PS: Und natürlich hier auch wieder die Neuzugänge in der „Wort-Acker-dem-ih“ auf www.linkslesestaerke.de: Sonne-n-Strahl, Kamm-el und Links-herum.

Unterwegs für die Demokratie

Die Wochen der Demokratie sollen in Bayern Zeichen setzen: Rund um den 3. Oktober zeigen konzertierte Aktionen, dass die Welt vielfältig ist, dass jede Stimme zählt, dass man durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann und dann darüber immer diskutieren darf. Erding ist einer der Landkreise, die nicht nur die Lange Nacht der Demokratie am 2.Oktober, sondern mit vielen Aktionen die Demokratie gefeiert haben. Mit drei Lesungen mit den „Isar-Detektiven“ in Dorfen, Wörth und in der Montessorischule Erding durfte ich zu den Wochen beitragen und mit den Kindern über Demokratie und Mitwirkungsmöglichkeiten in der Politik diskutieren.

Denn das ist in meinen Augen wesentlich: Demokratie ist nichts, was nur Erwachsene praktizieren, sondern etwas, bei dem auch die Stimme von Kindern schon entsprechend Gewicht hat. Zum Beispiel mit Petitionen im Bayerischen Landtag, die man nämlich schon als Kind anstrengen kann und für die man nicht volljährig sein muss. Bei diesen vielfältigen Veranstaltungen fällt mir immer wieder auf, wie engagiert sich die jungen Demokraten heute schon für Themen wie Kein Rassismus, Frauenrechte, keine Diskriminierung, wirtschaftliche Gerechtigkeit und Bildung für alle einsetzen. Ich glaube, wir können den Jungen in der Zukunft wirklich mehr zutrauen und vertrauen als wir es gerade tun. Was jetzt nicht heißen soll, dass wir „Alte“ uns bequem zurücklehnen dürfen und das Kümmern um die Demokratie anderen überlassen. Wie schön, dass es so demokratisch engagierte Schulen, Büchereien und Menschen gibt wie in Dorfen, Wörth und Erding. In Wörth haben die Kinder übrigens noch ein Puzzle zur Demokratie gestaltet. Ein schönes Symbol, das zeigt, wie viel jeder von uns zu Demokratie und Vielfalt beitragen kann. Und nach dem „Keks gegen Rassismus“ haben wir ganz sicher diese enorm wichtige Botschaft auch garantiert intus.

Lesungsvoller Frühling

Vollkommen unmöglich zu sagen, was das Tollste in den vergangenen zwei Monaten war. Denn in dieser Lesesaison jagt ein Highlight das nächste. Mein rollendes Lesungköfferchen jedenfalls hat viele schöne Orte gesehen im April und Mai. Mit den Isarautoren haben wir zum Beispiel zum Welttag des Buches das Kulturzentrum in Trudering bespielt. Mit dabei waren Elke Satzger, Madlen Ottenschläger, Gregor Wolf, Nina Basovic-Brown, Margit Ruile, Juliane Breinl und ich. Anna Ludwig kam als Gästin vorbei und freute sich mit uns über eine waschechte Künstlergarderobe mit Kuchen , Beeren und allem Pipapo – sowas hat für uns Autorinnen schon Seltenheitswert (hier im Bild: Juliane, Elke und Anna).

Und dann ging es gleich weiter nach Osterhofen. Da war ich sozusagen Wiederholungstäterin aus Überzeugung, denn vor fünf Jahren habe ich mit einem grandiosen Pups-Lieg-um dort auch schon mal gelesen – die „Linkslesestärke“. Dort entstand eines meiner Lieblings-Wortspiele: Cola-Bier-en. Gezeichnet von einem pfiffigen Viertklässler. Ach, ich zeige Euch das einfach mal.

Und auch dieses Mal wurden mir eine Menge Reh-Busse geschenkt. Eine Lehrerin malte ein Pass-Tor zum Beispiel. Von den Kindern kam noch das Eishockey-Spiel und der Pferde-Haufen und All-ien. Und dank des Einsatzes von Angie Pfligl, der eifrigen Bibliothekarin habe ich sogar noch eine zweite Dialogstimme für „Fanny und der fast perfekte Fee“ bekommen. Das war fabelhaft. Alle Wortspiele von Ab-Laus bis Ziel-Linda aus der Linkslesestärke findet ihr hier.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Dachau bei dem sehr umtriebigen Verein Echo e.V. und einem lustigen Vormittag in der Dachauer Montessori-Schule, ging es gleich weiter in die Schweiz nach St. Gallen (dazu erzähle ich an anderer Stelle mal was). Und kaum war ich aus Schaffhausen zurück, ging es gleich in den Bayerischen Landtag zum Tag der Offenen Tür. Dort durften Stefan Leuchtenberg, der Illustrator der „Isar-Detektive“ und ich im Kinderprogramm mitwirken. Das war eine riesige Ehre, im Zeitschriftensaal der Landtagsbibliothek lesen zu dürfen. Die Ehre gebührt aber in diesem Fall fast ganz dem Illustrator, der live die Figuren der „Isar-Detektive“ auf das Flipchart gemalt hat. Da ist das bisschen Lesen von mir fast untergegangen. Sogar die Landtagspräsidentin Ilse Aigner kam vorbei. Ich habe sie gefragt, ob eigentlich die Vorbilder der Tiere Günther, Edmund und Horst wissen, dass sie in einem Kinderbuch verewigt wurden. Scheinbar wissen sie es schon. Was sie davon halten, ist allerdings nicht bekannt.

Gleich in der Woche danach war ich noch mit Martin Wagle, Mitglied des Landtagspräsidiums, nach Eggenfelden in Niederbayern gefahren, um dort die „Isar-Detektive“ vorzustellen. Wow, da gab es neben einem super Empfang sogar extra ein eigens gedichtetes Ständchen für uns beide. Das hat mich unglaublich gerührt. Dass für mich gesungen wurde, das gab es eh nur zwei, drei Mal in meiner Karriere, aber ein eigenes Lied – nee, das hatte ich noch nie! Es muss also an meiner Begleitung gelegen haben, dem die Kinder als Politiker gleich aufgetragen haben, für einen öffentlichen Schokobrunnen in Eggenfelden zu sorgen. Ein Leichtes – oder nicht? In diesem Augenblick war ich nur froh, dass ich mit der viel einfacheren Hausaufgabe entlassen wurde, ein neues Abenteuer zu schreiben. Das macht mir ja auch noch richtig Spaß.

Ach, und was ich jetzt ganz vergessen habe, ist mein Einsatz am Seil. Also so fast. Also mehr so mit Seil und Kletterern im Hintergrund. Ich durfte bei den Regensburger Kinderbuchtagen nämlich ins Kletterzentrum des DAV. Die Umgebung passte wie die Faust aufs Auge zu „Klassenfahrt außer Kontrolle“. Auch weil ich eine sehr ausgeprägte Höhenangst habe und damit auch nicht hinterm Berg halte, wenn ich das Buch vorlese. Deswegen habe ich besser die anderen am Seil hängen lassen und schön von außen zugeguckt, wie sie in der Luft schweben, während ich vorgelesen habe. Mit beiden Füßen fest am Boden. Und neben mir – zur Sicherheit – die rührige Buchhändlerin Johanna Röhrl.

Und habe ich schon von Dorfen erzählt? Auch noch nicht? Dabei hätte ich in Dorfen fast mal als Redakteurin gearbeitet, denn da hatte ich mich auch nach dem Abitur beworben. Ist aber dann nichts geworden, und so bin ich beim „Mühldorfer Anzeiger gelandet“. Nebendran seht ihr meinen allerersten Artikel (mit der Tiefgarage) und einer meiner ersten Schreibversuche. In Dorfen hätte ich wahrscheinlich richtig über Dorfpolitik und schwierige Themen geschrieben – aber wer weiß vielleicht wäre ich dann nicht später doch Kinderbuchautorin geworden. Schön war’s trotzdem in Dorfen, um Politik ging es auch – aber zum Glück nicht um schwierige Themen dabei. Mehr Wasserrutschen wurden übrigens von der Politik in Bayern gefordert. Ich geb’s mal vertrauensvoll weiter.

Foll cool in der Ostschweiz

Es hat sich rumgesprochen, dass ich keine rechtschreibstarke Heldin bin, oder? Deswegen dürfen bei meinen Lesungen auch alle Kinder so schreiben wie sie wollen. Und wenn dabei ein Kompliment wie „foll cool“ um die Ecke kommt, dann freut mich das genauso foll, vielleicht sogar noch ein bisschen foller.

Dieses super Feedback habe ich dieses Mal aus Niederteufen bekommen. Ein Mädchen hat sogar die Heldin Mira aus der „Linkslesestärke“ nachgezeichnet. Dankeschön!

Schön war’s mal wieder auf den vielen weiten und verschlungenen Wegen durch die Ostschweiz, die mich sogar bis zum Rheinfall nach Schaffhausen geführt haben. Zauberhaft schön war es dort, denn alles, was fließt, hat für mich eine besondere Anziehungskraft. Wie gut, dass ich außerdem mal schnell in Rapperswil am Züricher See vorbeigucken konnte (an dieser Stelle Danke nochmals an die total nette Lehrerin, die mich für die Mittagspause dorthin mitgenommen hat) oder mal eben mit den Kolleginnen Jutta Nymphius, Doris Lecher und Heike Wiechmann am Bodensee in Rorschach ein bisschen Kunst und Kulinarik genießen durfte.

Wie immer ist es foll super, wenn man mit netten Kolleginnen und Kollegen die Gegend erkunden kann (hier auf dem roten Teppich mit Andrea Karimé), und sich zwischendurch über die sehenswerten Perlen des Landes austauschen. Dass wir alle Wiederholungstäter:innen sind, versteht sich von selbst: Man wird so überaus herzlich willkommen geheißen wie in Niederteufen und trifft eine Menge aufgeschlossener, lustiger und lesefreudiger Kids.

Eines habe ich dieses Mal außerdem herausgefunden: Mit Märchen kennen sich die Schweizer Schülerinnen und Schüler besonders gut aus – das haben sie bei meinen Lesungen mal wieder voll unter Beweis gestellt. Nicht nur „Neeschweißchen und Rosenrot“, selbst „Der Frischer und feine Sau“ sind hier weit bekannt. Die Landschaften haben ebenso was wirklich Märchenhaftes, wenn man morgens im Zug durch die Lande zu den Schulhäusern fährt. Manchmal begegnet einem sogar dort ein außergewöhnlich neugieriges Fabeltier so wie das hier unten. Es beäugte mich neugierig, als ich am Morgen mit meinem Lesungsköfferchen zur Primarschule in Schaffhausen gerollt kam. Mitgebracht habe ich natürlich auch wieder ein paar neue Worträtsel: Baum-Wipfel-Pfad und Bienen-Stock. Foller Erfolg, würde ich also sagen. Vielen Dank für die nette Einladung ins schöne St. Gallen, liebes Team.

Ein ernstes Wörtchen mit Petrus

Petrus, Lesereisen in idyllische Orte und ich, wir führen eine unentspannte Dreiecksbeziehung. Egal, was ich mache, irgendwie ziehen zwischen uns immer dunkle Wolken auf. Aber dieses Mal so richtig: Nachdem am Wochenende sogar schon das Badewetter gelockt hatte, empfing mich in Isny Schnee! Ungelogen. Mitten im April!

Und dabei hat sich das Allgäu mit Isny und dem benachbarten Neutrauchburg eigentlich so charmant präsentiert: Untergebracht war ich zum Beispiel in einer sehr liebevollen Ferienwohnung im ältesten Haus Isnys, in dem ein alter Keltenbrunnen steht und in der die erste hebräische Druckerei Deutschlands ihren Sitz hatte.

Dann hatte ich wunderbar interessierte und witzige und kreative Kids vor mir sitzen. Sowohl in Neutrauchburg als auch in Isny haben sie sich supertolle Wortspiele ausgedacht, dass ich mit den Ohren geschlackert habe, sogar das Brotkäppchen aus der „Linkslesestärke“ kam an der Tafel zum Einsatz. Mitgebracht habe ich Schreib-Schrift und Schreib-Tisch sowie Quer-Flöte, ein schattiges Plätzchen, den Glücks-Pilz und den Klee-Bär.

Aber nicht nur das und eine neue Jacke (war ja eiselkalt) habe ich mitgebracht, sondern auch viele wunderschöne Eindrücke von der Stadt, von einem netten Konzert (DOTA, die Texte von Mascha Kaleko vertont haben), von der sehr sympathischen Stadt mit einem so vielfältigen Kulturprogramm, von unglaublich netten Menschen, einer langen Schlange bei der Signierstunde in der Buchhandlung Mayr und – standesgemäß fürs Allgäu – einen halben Kühlschrank Käse als Mitgebsel. Also, zum Glück geht bei mir ja die Liebe durch den Magen, und nicht den Umweg über Petrus 🙂