Wassertaufe in der Schweiz

Am Zürisee.

Wer meinen Instagram-Auftritt verfolgt (https://www.instagram.com/anja_janotta/) weiß, dass ich Seen und Wasser liebe – fast mehr noch als ABBA-Songs und Schoggi in jeder Form und Menge. Dass mich meine diesjährige Lesereise in der Ostschweiz dann auch von See zu See gebracht hat, ist deswegen ein großes Geschenk. Ein genauso großes Geschenk wie elf wunderbare Lesungen, eine witziger, lustiger und herzlicher als die andere.

Am Bodensee.

Ich durfte also am Bodensee vorbeischippern, war an der Thur im Thurgau, am Zürisee in Rapperswil und natürlich an den drei Weiheren oberhalb von St. Gallen. Dass ich Wasser mag, muss sich rumgesprochen haben, denn das kam dieses Mal auch in überflüssigem Maße von oben. Und deswegen wurde es leider nichts mit dem Schwimmen in den drei Weiheren, obwohl ich es mir dieses Mal fest vorgenommen hatte. Aber 16 Grad – das war einfach zu kalt.

Trotzdem war es eine sehr schöne Zeit mit den fabelhaften Kolleginnen und Kollegen Maja Nielsen, Heike Wichmann, Franziska Gehm, Rüdiger Bertram, Tobias Kreitschi, Daniel Höra, Jürgen Bandscherus, Sunil Mann und Martin Klein. In Azmoos hatte die ganze Klasse schon „Klassenfahrt außer Kontrolle“ gelesen – Ehrensache, dass die Bücher alle noch signiert wurden. Und dann habe ich noch ein paar Kostproben aus „Die Nacht in der Schule“ gegeben. Besonders spannend war – wie immer – die Passage ganz im Dunkeln. Im Thurgau wurde ich dann von einem unglaublich hilfsbereiten Schüler noch sicher zum schwer zu findenden Postbus geleitet, der dann auf den kleinsten Straßen abenteuerlich über die Berge kurvte. Belohnt mit einer – wie fast immer in der Ostschweiz – phänomenalen Aussicht.

In Gossau war ich gleich an zwei Tagen – mit vielen, vielen neugierigen Sechstklässlern und -klässlerinnen, die natürlich auch noch eigene Ideen hatten, welches „super lesbar“-Buch ich als nächstes schreiben sollte. Schließlich hat sie die Geschichte fasziniert, dass die Idee zu „Die Nacht in der Schule“ von einer fünften Klasse und nicht von mir kam. Also wie wäre es vielleicht mit einer Klasse, die über die Ferien in der Schule eingesperrt ist? Ja, das klingt nach einem spannungsreichen Plot. Da denke ich mal drauf herum. Das nehme ich mit nach Hause.

In Jona derweil, das ganz nahe am Zürisee liegt, haben sie dann extrem kreativ noch linkslesestarke Wortspiele gemalt bis die Tafel ganz voll war. Mitgebracht habe ich für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de folgende Neuzugänge: Arm-Brust, Wasser-Melone, Hi-Biss-Kuss, Löwen-Zahn und Katzen-Musik. Herzlichen Dank, liebe Kati und lieber Richi, für diese wunderschöne Einladung zu Literatur aus erster Hand in der Ostschweiz.

Von T-Shirts, Breakdance und Freundschaftsbüchern

„Kannst Du auf meinem T-Shirt unterschreiben?“ Es gibt kaum eine größere Adelung als diese Frage nach einer Lesung! Vielleicht nur noch die Bitte, auf dem Arm zu unterschreiben – das ist vielleicht genauso toll. Und wenn das ausgerechnet die coolen Jungs machen, die zuvor einem Buch gelauscht haben, das auf dem Cover knallrosa ist, dann würde der Franke anerkennend sagen: „Bassd scho.“

Aber ehrlicherweise war’s viel schöner als bloß „Bassd scho“ bei der diesjährigen Bamlit. Sechs fabelhafte Lesungen durfte ich bestreiten – als kurzfristige Vertretung von Stephanie Schneider (genau die von der tollen Reihe „Grimm und Möhrchen“). Das Schöne an der Bamlit ist, dass man zwar Bamberg als Basis hat, aber im ganzen Landkreis eingesetzt wird. Die Wege führten mich dann also auf verschlungenen Wegen zu den verschiedenen Bücherei-Standorten aus dem St. Michaelsbund: Nach Walsdorf und Schönbrunn, nach Sassanfahrt, nach Schlüsselfeld, nach Burgebrach und Strullendorf. Ein Empfang herzlicher als der andere.

Die Lesebegeisterung der ehrenamtlichen Büchereileitungen steckt an: In Schlüsselfeld zum Beispiel gibt es alle drei Wochen eine regelmäßige Büchereistunde für die Grund- und Mittelschule. Da kennt man sich gut und lange. Und deshalb traut sich dann auch eine Riege von drei Jungs bei der „Die coolste Klasse des Planeten“ auch mal eben einen Break-Dance vor Publikum hinzulegen.

Mit im Gepäck waren ansonsten die Fanny und ihr fast perfekter Fee. Und trotz viel Rosa und viel Glitzer und Magie haben sich die Jungs genauso in eine lange Schlange gestellt, um noch ein Autogramm zu ergattern oder gleich noch ein Autogramm auf dem Arm. In Sassanfahrt hatten die Kinder gleich im Anschluss einen Termin zum Klassenfoto. Auf vielen Unterarmen prangte dann wohl prominent ein Schriftzug und bleibt vielleicht ein bisschen länger in Erinnerung …

In Schönbrunn hielt mir ein Mädle ihr Freundschaftsbuch unter die Nase. Die Frage: „Das haben wir beide gemeinsam“ konnte ich leicht beantworten: „Wir lesen beide gern“. „Hä“, murmelte die Freundin nebendran, „tust Du doch gar nicht.“ „Doch“, widersprach die Freundebuchbesitzerin energisch, „ab jetzt schon!“ Sag noch mal einer, wir Autorinnen seien keine Vorbilder!

Besonders süß war auch die Reaktion eines jungen Mädchens aus Walsdorf. Die Lehrerin hat die Lesung noch ein bisschen nachklingen und die Zweitklässler Feen malen lassen. Dazu hat die junge Dame ganz zauberhaft geschrieben „Meine Fee ist Mama und ich habe keine Wünsche, weil sie mir schon alle erfüllt hat.“ Damit hinterließ mich meine Lesewoche einfach wunschlos glücklich. Vielen, herzlichen, großartigen Dank an die Organisatoren der Bamlit, dem Magellan-Verlag und dem St. Michaelsbund des Erzbistums Bamberg. Dieser persönliche Einsatz inklusive morgendlicher Hörnle-Belieferung ist quasi fast schon magisch.

(Disclaimer für die Eltern: Nein, ich unterschreibe nicht auf T-Shirts und grundsätzlich nirgendwo, wo man die Unterschrift nicht wieder rausbekommt – Bücher, Papiere und Autogrammkarten natürlich ausgenommen.)