Die oiden Rittersleut …

An dieses alte Kinderlied aus Bayern musste ich denken, als wir uns wieder alle vor dem alten Ritter im Deutschen Haus in Braunschweig aufgestellt haben. Immerhin 15 von 17 Autoren, die in diesem Jahr für die 44te Braunschweiger Jugendbuchwoche unterwegs waren (von rechts): Martin Klein, Markus Orths, Claudia Scharf, Jörg Isermeyer, Sarah Welk, (vorn) Antonia Michaelis, Hans-Jürgen Feldmann, Annette Roeder, Ritter, Annette Mierswa, Silke Schellhammer, Christian Linker, Meike Haas und ich (leider schon abgereist: Lukas Hainer und Silke Vry). Als Ehrenmitglied haben wir Meike Töpperwien aus Braunschweig in unsere Mitte aufgenommen, die die Illu-Ausstellung in der Stadtbibliothek bestritten hat. Hab mich spontanverliebt in ihre frechen und eigenwilligen Gesichter und Figuren.

Das hat also schon eiserne Tradition, dieses einträchtige Bild vor dem Eisernen Heinrich. Und das ist nur eine der vielen netten Traditionen, die uns bei den Braunschweiger Jugendbuchwochen begleiten: Der rauschende Eröffnungsabend, der gemütliche Mittwochabend in der Kaufbar, viele kleine einzelne Rituale, die die Kolleginnen und Kollegen mittlerweile untereinander pflegen. Denn wir sind einige schon ganz schön altgediente Recken, die gern immer wiederkommen, wenn sie eingeladen werden. Martin Klein war sogar schon im vergangenen Jahrtausend da. Unglaublich.

Man tauscht sich aus, wer dieses Mal das Fußball-Zimmer abbekommen hat und in der Bettwäsche von Eintracht-Braunschweig schlafen darf, wer die späteste Abholzeit hat (und immens beneidet wird) und wer den besten Insider-Tipp für ein gutes Braunschweiger Restaurant hat. Die einen kaufen traditionell ihre Weihnachtsgeschenke bei den beteiligten Buchhandlungen Graff oder dem Bücherwurm und lassen sie sich dann nach Hause liefern.

Die anderen (Annette Mierswa und ich) treffen nach einem Abstecher von der Signierstunde bei einer neugierigen Besichtigung der Young Adult-Signierhallen von Graff die megaerfolgreiche Kollegin Marah Woolf, die supernett ist übrigens. Und das, obwohl sie dort tausende (!) von Büchern zu signieren hat. Wir hingegen hatten im Schnitt eher einstellige Absatzzahlen an dem Tag. Aber nett sind Buchleute ja sowieso. Ich glaube, es war bei mir das vierte Mal vor Ort und habe mal wieder eine Menge in Sachen Leseförderung wieder viele Lehrer:innen, Lesepat:innen, Hausmeister, getroffen, die ihre Kinder mit viel Engagement zu Leserinnen und Lesern machen. Egal ob das an einer Brennpunktschule war, an einer Förderschule oder dem berühmten Gymnasium Katharineum, an dem schon Fallersleben oder Gauß die Schulbank gedrückt haben.

Dass dieses ganze konzertierte Engagement aller Braunschweiger für die jungen Lesenden sich wirklich lohnt, hat an meiner letzten Station die Grundschule an der Bürgerstraße unter Beweis gestellt: Auf meine Frage, wer denn alles „Harry Potter“ liest, ließ ungefähr 60 Prozent der Finger der vierten Klassen hochschnellen. Kurz habe ich gezweifelt, ob ich mit dem superdünnen und supereinfachen „Super lesbar“-Buch „Die Nacht in der Schule“ hier an der richtigen Stelle bin, aber nachdem alle voll mit gegrölt und gestampft haben bei unserer Musikeinlage, waren die Zweifel gleich wieder verflogen. Vielen lieben Dank, lieber Thomas, lieber Jonah, liebe Katharina, liebe Hilkes und alle anderen, die diese Traditionen, so eisern sie sein mögen, mit so viel Herzblut, Wärme und Lebendigkeit in die richtigen Wege leiten.

Ach, ein Fundstück muss ich Euch unbedingt noch zeigen: Braun-Schweig hat ein Kind bei der Lesung der „Linkslesestärke“ gemalt. Ist das nicht wunderbar? Rost-Stock und Branden-Burg schlossen sich dann noch an. Neben Braun-Schweig habe ich dann noch neue aufgenommen in die Wort-Acker-dem-ih: Sprung-Brett, Sonnen-Strahl, Klo-Bus (oder auch Globus) und eben Braunschweig. Darf ich wiederkommen?