Moin! Kinder-Spaß auf friesisch

Vorbereitung für die Premierenlesung von „Klassenfahrt außer Kontrolle“.

Weener und Westoverledingen liegen mitten in Ostfriesland – Kühe, Schafe, Trecker, weit verstreute Siedlungen, genau so wie man es sich vorstellt. Ziemlich platt jedenfalls. Ausgerechnet von hier aus ging es ziemlich steil hinauf. Denn mit den vierten Klassen der Grundschule Weener durfte ich mit „Klassenfahrt außer Kontrolle“ das erste Mal auf die Berge.

Der Hafen in Leer, Ostfriesland.

Immer, wenn ich mit einem neuen Buch eine Premiere feiere, bin ich entsprechend nervös. Kommt das Buch gut an? Habe ich die richtigen Stellen ausgewählt? Aber dank der supernetten Betreuung, Glückskäfern und tollen Kindern war diese ganze Aufregung total unnötig. Kein Absturz, keine Steinlawine, kein Gewitter – zumindest nur im Buch! Stattdessen begeisterte Lehrerinnen und Schüler. Wie schön!

Weiter ging es mit der „Linkslesestärke“ und „Fanny und der fast perfekte Fee“ in den umliegenden Schulen in Stapelmoor und Möhlenwarf. Teilweise unter erschwerten Bedingungen, denn die Schulen in Weener werden allesamt gerade umfangreich modernisiert – und in Stapelmoor wurde zeitgleich zur Lesung lautstark eine Wand eingerissen. Durch unseren Lesungssaal waberte irgendwann dann auch eine graue Wolke – das erste Mal, dass ich bei einer Lesung so etwas Extravagantes wie Trockennebel hatte. Na ja, fast. Es war dann irgendwie doch nur Staub. Trotzdem habe ich lustige Einfälle der Kinder für www.linkslesestaerke.de mit nach Hause gebracht: Den Hosen-Stall und den Kinder-Spaß zum Beispiel.

Aus Möhlenwarf und Weener kamen noch die Milch-Straße, die Flaschenpost und das Taschen-Messer hinzu.

Danke an die liebe Sarah Möhlmann und die Büchereizentrale in Niedersachsen, die diese Woche in Ostfriesland für mich organisiert haben. Am Freitag übernahm dann die reizende Kollegin Anja Kellermann aus Westoverledingen. Pfiffige Kinder gehen dort zur Schule, die auf meine Frage, ob sie nach dem Läuten lieber in die Pause wollten, antworteten: „Nein. Weiterlesen! Ist gerade so schön“. Dem komme ich doch immer gerne nach. Außerdem habe ich die Kartoffel und den Stuhl-Gang mitgenommen. Schön war’s. Jetzt kann ich vergnügt weiterfahren nach Rotenburg, wo die nächste Lesung mit der „Linklslesestärke“ wartet.

Storchgeklapper in Straubing

Kuhles Willkommen im SFZ Mallersdorf.

Klappern gehört zum Handwerk. Zum Glück konnte ich diesen Teil meiner Arbeit getrost abgeben in Straubing. Gegenüber meinem Hotelfenster haben nämlich zwei Storche das Klappern übernommen. Leider schon um 5 Uhr morgens, aber man kann sich ja nicht aussuchen, wann andere mit ihrer Arbeit anfangen …

Der Storch beim Klappern.

Abgesehen von den Klappergesellen war es aber wunderbar in Straubing. Claudia Schmidt-Kamchen, die für die Stadtbibliothek Straubing schon seit vielen, vielen Jahren die AutorInnenbesuche in den Schulen der Stadt und im Umland koordiniert, kümmert sich rührend und persönlich um jede und jeden Lesenden. Sowohl die schreibend Lesenden, also uns, als auch dann die lesenden Kinder. Und deswegen hat es ganz besonders viel Spaß gemacht im Landkreis. Logisch, dass Claudia, die man sogar mal für meine (schlankere!) Zwillingsschwester gehalten hat, sofort Einzug halten muss bei meinen Lieblings-Buchmenschen.

Gleich viermal stand „Meine Checkliste zum Verlieben“ auf dem Programm – einmal sogar vor einer achten Klasse. Nachdem ich ja sonst eher bei den Grundschülerinnen und Grundschülern unterwegs bin, herrscht mir eine Klasse mit lauter Jungs, die allesamt über anderthalb Köpfe größer sind als ich, durchaus Respekt ein. Aber, das ist ja das Schöne an dem Gespräch über dieses Buch, auch diese 14-Jährigen haben Redebedarf und stellen sich Fragen über Freundschaft, Beziehungen und ihren Stand in der Welt. Als ich gelesen habe, saß eine Gang von fünf Jungs mir gegenüber, die Arme verschränkt, Schulter an Schulter. Und nach der Lesung kam einer davon zu mir und meinte, dass es ihm echt gut gefallen habe. Ein anderer Zuhörer sagte mir – was für ein Kompliment! – unter vier Augen, dass ich total sympathisch sei.

Genau das sind die Momente, die ich am meisten liebe: Die Momente, in denen sich mein Respekt vor dem Publikum auflöst und sich zu einer potenziell schwierigen Zuhörerschaft eine echte Beziehung entwickelt. Denn dann freuen sich auf beiden Seiten über eine gelungene Diskussion und einen kuh-len Vormittag. So kuhl wie der in Mallersdorf, an des Förderzentrum ich ganz reizende drei Lesungen haben durfte. Aber auch dank der vielen anderen Begegnungen, allesamt schön und lebendig bin ich beschenkt und beschwingt nach Hause gefahren. Nur das frühmorgendliche Storchgeklapper, zugegeben, das werde ich nicht vermissen. Das schöne Straubing mit der lieben Claudia und der Bibliothek direkt an der Donau allerdings schon.

Ausgefuchst: Lesung bei den Erfurter Kinderbuchtagen

Die Maus lebt hier und der Elefant, Käpt’n Blaubär und der Sandmann sowieso – im malerischen Erfurt. Eine Schande eigentlich, dass ich bisher noch nie dort war. Wie schön, dass die tolle, engagierte Buchhandlung Peterknecht mich eingeladen hat, sodass ich diese Bildungslücke endlich mal schließen durfte.

Seit 25 Jahren schon veranstalten Peter Peterknecht und seine Frau Karin die Erfurter Kinderbuchtage – mit staunenswert wachsendem Programm und Autorenensemble. Dabei führt das Buchhändler-Ehepaar ihr sehr interessiertes und engagiertes junges Publikum immer wieder an die kuriosesten Orte in Erfurt.

Wo sich die Füchse Gutenacht sagen, wird heute gelesen.

Wir waren also auf der Fuchsfarm – mit Fanny und dem fast perfekten Feen. Und weil Alliterationen von Haus aus gut sind, war die Lesung ganz prima. Bei strahlendem Wetter, vollen Rängen und einer großen Schar Leserinnen und Lesern, die nicht mehr aufhören wollten zu fragen. Tierisch gut also.

Sponsor der Erfurter Kinderbuchtage war mein fabelhafter Verlag Gulliver/Beltz – wofür ich an dieser Stelle auch schnell noch ein herzliches Dankeschön folgen lassen muss. Danke für die Einladung – ich käme gerne wieder. Erstens muss ich sehen, wie es den Füchsen geht und zweitens ist Erfurt wirklich sehr malerisch.

Wo die wilden Leser wohnen

Halligalli und Variete im Abendprogramm in St. Gallen.

Seitdem ich von meiner Lesereise aus St. Gallen zurück bin, bin ich fest davon überzeugt: Irgendwo in der Schweiz muss er sein – der Ort, wo die wilden Leser und Leserinnen wohnen. Ich weiß zwar noch nicht in welchem Kanton, oder ob es nicht einfach auch mehrere solche „Geburtsorte“ gibt – aber eines ist schon mal klar: In der Schweiz ist Lesen eine Insitution. Versteht mich nicht falsch, auch Deutschland hat wunderbare Konzepte, emsige Lesepat:innen, vorbildlich engagierte Lehrer:innen und Pädagog:innen, die Büchereien haben vielfältige Angebote mit Bilderbuchkino, Leseclubs und Poetry Slam etc.. Aber, und hier kommt der Punkt,: Es ist alles freiwillig. Jemand, der oder die nicht so gern lesen mag, flutscht in Deutschland allzu oft durchs Netz, taucht ab und ist nicht mehr zu angeln, egal welche Köder man ihm oder ihr vor die Nase hält. Und nein, ich fange jetzt nicht wieder von der IGLU-Studie an, auch wenn ich es gerne möchte.

In der Schweiz ist das nicht so schnell möglich, denn hier ist das Lesen einfach fest in den Schulalltag integriert: Und damit meine ich jetzt nicht nur die regelmäßigen Schullesungen im Rahmen des Programms Literatur aus Erster Hand (allein in St. Gallen und den benachbarten Kantonen sind es in diesem Jahr 650 Veranstaltungen). Es ist aber auch das: An nahezu jede Primarschule ist eine Bücherei mit einem sehr gut ausgestatteten Etat angeschlossen. Diesen Etat brauchen die Bibliotheken aber auch, denn vielerorts gehört der regelmäßige Besuch fest zum Stundenplan: Mindestens mal alle drei, vier Wochen gehen die Schülerinnen und Schüler in die Bibliothek und müssen sich dort ein Buch ausleihen. Oder es steht eine Schulstunde Lesen auf dem Wochenprogramm, oder nach der Pause wird erst einmal eine Viertelstunde in der Klasse kollektiv geschmökert. Lesen ist nicht etwas, was so irgendwie und nebenher im Deutschunterricht passiert und das mit einem – wenn man Glück hat – irgendwann noch die Eltern üben. In der Schweiz gehört es zum Lehrplan wie Sport oder Religion.

Die Störche in Uznach: Man sieht sogar die Köpfe der Baby-Störche, wenn man genau hinguckt.

Jedenfalls habe ich es so erlebt, als ich jetzt bei St. Gallen unterwegs war. Bei Niederurnen musste ich am Morgen erst einmal über die vielen querliegenden Schüler und Schülerinnen steigen, die sich lesend auf dem Bibliotheksboden ausgebreitet hatten. Karin Cuipers, die Bibliothekarin erzählte mir von dem Elternabend, den sie neulich veranstaltet hat – mit Book-Castings, wo Bücher anhand verschiedener Kriterien gegeneinander antreten: Cover, Klappentext, Plot etc. So unterhaltsam können Buchempfehlungen für Eltern sein. Auch in Niederurnen gehört das Fach Lesen fest in den Stundenplan der kleinen Leserinnen und Leser. 1000 neue Bücher kann Karin Cuipers kaufen.

Nebenan in Uznach ist es nicht anders: Die Kolleginnen sehen die Schülerinnen und Schüler der Primarschule regelmäßig und kennen sie ziemlich gut. 270 Klassenbesuche waren es allein 2022 Vielleicht meinen es die Störche, die in dieser kleinen Stadt wirklich überall nisten, deswegen so gut mit dem lesenden Nachwuchs. Ich habe mich jedenfalls auch sehr gefreut, dass wirklich jedes Buch von mir dort im Regal steht. Wirklich jedes.

Die Stiftsbibliothek in St. Gallen.

Aber es wäre unfair, wenn ich nur das als Erinnerung mitgenommen hätte. Denn es war einfach rundum schön in St. Gallen und Umgebung. Am Rorschacherberg konnte ich zwischen drei sehr schönen Lesungen an den ebenso schönen Bodensee hinunterwandern und meine Mittagspause direkt am Wasser genießen. Wo hat man das schon? In Teufen überbot man sich mit noch kreativeren Ideen für weitere Bücher. (Das frage ich immer, schließlich ist mir „Die Nacht in der Schule“ ja auch bei einer Lesung von einer Klasse eingeflüstert worden). Ebenso in Ebnat-Kappel. Hier gibt es einen Schulgeist, der wirklich magische Kräfte zu haben scheint und dem man einiges an Abenteuern andichtet. Und man kann ihn nur austreiben, indem man ganz laut „We will rock you“ grölt. Also, wenn der sich nach dieser Vorstellung nochmal traut, sein Unwesen zu treiben – das würde mich schon arg wundern.

Mit der fabelhaften Maja Nielsen beim Stammtisch.

Schön, war’s natürlich auch, weil St. Gallen so bezaubernd ist – allen voran die wunderbare ehrwürdige Stiftsbibliothek – und weil wir wieder mit vielen lieben Kollegen unterwegs waren, dieses Mal waren wir sogar selbst bei einer Lesung – bei Theresa Präauer mit „Essen im falschen Jahrhundert“. Nachdem ich irgendwann mal ein Semester die „Soziologie des Essens“ studiert habe, war das besonders für mich ein sehr amüsanter Abend. Und dann saß ich durch Zufall auf dem Rückweg drei Pädagog:innen aus Adliswil gegenüber (auch da hatte ich schon gelesen, allerdings online): Hier hatte es an der Schule am Tag zuvor einen Bücherflohmarkt gegeben, wo jedes Kind seine alten, nicht mehr gebrauchten Bücher mitgenommen hat und dafür dann mit zehn Franken Spielgeld nun andere Bücher erhandeln musste. Noch so ein Beispiel für institutionalisierte Leseförderung an der Schule.

Natürlich habe ich von meiner jüngsten Lesereise wieder Worträtsel mitgebracht für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de. Dieses Mal gibt es neu das Stink-Tier, den gestiefelten Kater und die Roller-Blades.

Da kann es stürmen, regnen oder schneien

… heute feiern wir: Meike Haas (von links), Nina Müller, Margit Ruile und ich. Denn wir durften wieder mit Neustart Kultur unterwegs sein. Auch wenn der Wettergott echt hart mit uns war, hatten wir einen Riesenspaß in Stadtbergeben, Neuburg an der Donau und in der Montessori-Schule München der Aktion Sonnenschein. Tolle Kinder, schöne Veranstaltungen und einen Menge kreativer Einfälle waren dabei. Ich habe jedenfalls von den Lesungen mit der „Linkslesestärke“ für die Wort-Acker-dem-ih mitgenommen: Bauern-Hof, Dumpfbacke, Stern-Bild und Hand-Taschen.

Vielleicht konnte ja auch deshalb nichts schiefgehen, weil mir in Neuburg an der Donau ein waschechtes Einhorn zur Seite stand. Da musste es ja klappen mit der Magie, dem Fee Jerome und dem ganzen Glitzer-Feenstaub – na ja, nicht so ganz nach Plan, aber immerhin zur vollen Belustigung des Publikums.

Auch die „Isar-Detektive“ waren in der vergangenen Woche mit mir auf Tour: In Wörthsee mussten wir sogar Stühle extra rausholen, damit die vielen Kinder und Erwachsenen noch Platz fanden – 45 Besucher lauschten und machten Vorschläge, was man in der Politik für die Schule besser machen könnte: Keine Hausaufgaben zum Beispiel, mehr Sportunterricht und späterer Schulanfang.

Im Max-Gymnasium einen Tag später forderte eine Schülerin dann eine Stunde Lesen pro Woche. Wenn man die IGLU-Studie verfolgt, die gerade mit den schlechten Leseergebnissen der Viertklässler*innen Deutschland erschüttert, dann ist dieser Vorschlag nun wirklich kein schlechter. Das kann ich 1:1 unterschreiben.

Grüezi, Zürich

Theater auf den Straßen von Zürich. Gemeinsam mit den KollegInnen Maya Nielsen, Christian Linker und Rüdiger Bertram.
Kirschblüte in Zürich.

Die Kirschbäume hatten sich mächtig ins Zeug gelegt in Zürich, die ganze Allee vor dem Hotel Scheuble war in weiße Blüten getaucht. Mit diesem frühlingshaften Spalier macht es natürlich doppelt Spaß, in eine Lesewoche mit den Kollegen und Kolleginnen aus allen deutschsprachigen Ländern einzutauchen. Fast 25 Kollegen und Kolleginnen waren wir in der letzten Märzwoche, die für Literatur aus erster Hand an den Schulen in Zürich und Umgebung unterwegs waren. Muss ich sagen, dass ich es sehr mag in Zürich? Nicht nur wegen der Kolleginnen und Kollegen, mit denen man die traditionsreichen Gaststätten und experimentellen Theaterstücke in Zürich ausprobieren kann – aber auch deswegen.

Aber auch weil es so wundervolle Begegnungen gibt wie in der Schule in Zürich-Friesenberg. Dort kümmert sich eine unglaublich warmherzige Pädagogin um die Kinder fernab von allen Lehrplänen und Unterrichtsmaterial. Weil sie jeden beim Namen kennt und mit ihm oder ihr manchmal persönliche Bank-Zeit verbringt. In der geht es eine ganze Schulstunde lang nur um Dinge, die die Schülerin oder den Schüer kreativ oder emotional weiterbringen, die mit Schulstoff aber nichts zu tun haben müssen. Ein echtes Geschenk für die Kinder, die diese Herzlichkeit und Wertschätzung dann auch gleich der Autorin wiedergeben, die ihnen vorliest und sie im Quiz gegeneinander antreten lässt. Manchmal auch begleitet von zwei Lehrern, die den Wettkampf ihrer Klassen mit sportlichem und augenzwinkernden Ehrgeiz begleiteten. Gerade, dass ich nicht als Schiedsrichter die beiden Coaches vom Platz stellen musste. Aber wenn sich die Lehrpersonen so reinhängen, macht das natürlich allen besonders viel Spaß.

Eine komplett andere, aber dafür mindestens genauso spannende Lesung hatte ich in Stäfa im Schulinternat Redlikon. Nur sechs Schüler waren es, die der „Linkslesestärke“ lauschten. Ein ganz kleiner, aber dafür ganz intimer Kreis, und eine ganz besondere Form der Leseförderung. Manche tun sich hart mit dem Zuhören, dem längeren Sitzenbleiben oder mit dem Schreiben. Beim Raten und Malen von Wortspielen waren sie aber sofort Feuer und Flamme dabei. Der Kratz-Baum zum Beispiel war eines der Rätsel, die sie mir aufgegeben haben.

Liebes Zürich, jammerschade, dass wir uns nächstes Jahr nicht sehen. Vermisse Dich jetzt schon. Die KollegInnen übrigens auch, habe ich gehört. Aber vielleicht später mal wieder?

Feen-oh-mähen-Aalen Dank

In Aalen guckt aus dem obersten Fenster des Alten Rathaus ein Spion(le) auf den belebten Marktplatz unter ihm. Der schlaue Kerl hatte vor fast 500 Jahren die Freundschaft des Kaisers gewonnen und somit die Stadt vor einem Überfall gerettet. Beständig Ausguck betreiben auch die rührigen MitarbeiterInnen aus der Stadtbücherei. Und holen die renommiertesten Kinderbuchautoren und -illustratoren für Lesungen nach Aalen. Eigentlich hätte Uticha Marmon mit ihren beiden preisgekrönten Büchern „Mein Freund Salim“ und „Das stumme Haus“ dort lesen sollen. Aber leider gab es einen familiären Notfall und ich bin ganz kurzfristig dafür eingesprungen.

Es waren sechs wunderbare Lesungen in Aalen und der Zweigstelle Wasseralfingen. Und welche, die ich nicht so schnell vergessen werde – bestimmt nicht so schnell wie mein Handy, das im Taxi liegengeblieben war. Aber Frau Kraus aus Wasseralfingen brauste im Affenzahn dem Taxifahrer hinterher und holte das Handy zurück, noch bevor ich derweil den beiden fünften Klassen meinen zweiten Lesetext vorgetragen hatte. Wie cool! Ihr gebührt eigentlich das ganz, ganz große Danke. Aber dann habe ich so eine riesige Dankes-Tüte mit Original-Zeichnung des Literaturtage-Maskottchens bekommen. Wie schön!

Also, auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt ein kleiner Spionle für die Scouts geworden bin, die unter uns Kinder- und Jugendbuchautoren so unterwegs sind – ich kann Aalen nur vollends empfehlen! Nicht nur wegen des Hotels mit Thermenanschluss. Sondern vielmehr wegen den witzigen Kindern, der fabelhaft rührigen Frau Ripp von der Stadtbücherei, ihren charmanten Kolleg*innen und, okay zugegeben, ein bisschen auch wegen der superleckeren Spionle-Schokolade.

Von meiner linsklesestarken Lesung mitgebracht habe ich übrigens mitgebracht für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de: Schatz-Karte und Liebes-Brief.

Feenstaub und Wunder in Esslingen

Der Kutschersaal in der Stadtbücherei Esslingen.

Immer wieder entdecke ich auf meinen Lesereisen Städte, die ich so niemals auf dem Schirm gehabt hätte. Esslingen ist eine solche Stadt, die mich vom ersten Moment, als ich mit Lesungskoffern angerollert kam, sofort in ihren Bann gezogen hat. Was ganz bestimmt an der hübschen Burg liegt, die oberhalb der Stadt mit zwei Türmen über das Geschehen am Marktplatz und die ganzen Fachwerk- und Renaissance-Gebäude wacht. Da ist es dann irgendwie auch passend, dass man hier feudal in einem der ältesten Wirtschaften der Stadt nächtigt und in einem wunderschönen Saal liest, dessen Gebäudeteil nur schlappe 800 Jahre alt ist: Im Kutschersaal eines ehemaligen Pfleghofes, in dem die Stadtbücherei Esslingen untergebracht ist.

Aber auch wenn das älteste Fachwerkhaus und die älteste Fachwerkzeile Deutschlands beide in Esslingen beheimatet sind – die Kulturpolitik ist ziemlich modern. Dort gibt es nämlich – was für eine schöne Einrichtung – den Kulturrucksack für die Esslinger Schüler, ein kulturpädagogisches Angebot zum Kennenlernen der Esslinger Kultureinrichtungen. Somit kommen die zweiten und dritten sowie die fünften und sechsten Klassen in den Genuss von Theaterprojekten, von Musikschulangeboten, von Kunstprojekten oder Kinoerlebnissen. Oder eben in den Genuss einer Lesung mit einer Autorin, die elfmal Rocker-Perücke überstreifte, elfmal Feenstaub verteilte und elfmal aus „Fanny und der fast perfekte Fee“ las.

Die Jahreszahl 1232 kann man hier oben lesen …

Nein, und bevor irgendjemand fragt: Das wird der Autorin niemals nicht langweilig, elfmal das gleiche vorzulesen. Zum einen

mag ich die Geschichte sehr und jede Lesung ist anders, individuell und schön für sich. Zum anderen hatte ich wirklich fabelhafte Klassen, die uns im Kutschersaal besucht haben. Aufgeweckt, lustig, neugierig, und sie hatten überhaupt keinerlei Berührungsängste mit meinem Feenstaub, den ich großzügig verteilt habe. Sogar die Jungs bekamen ein bisschen Glitzer auf die Nase. Feenstaub ist dummerweise nur eine Erfindung der Marketingabteilung der Feen, aber das verrate ich immer erst später. Da hatten mir die zwei Klassen am vergangenen Freitag ihre Feenwünsche schon längst gesagt: Dass der Krieg in der Ukraine aufhört, dass bedrohte Tiere besser geschützt werden, dass man in Afrika für mehr Essen und für bessere Wassergewinnung sorgt, den Armen hilft … Ich war so geflasht von diesen wahnsinnig sozial engagierten Drittklässler*innen, dass ich jetzt noch Gäsenhaut bekomme, wenn ich davon erzähle. Ich glaube, Esslingen kann ziemlich stolz sein, solche Schüler*innen zu haben. Vielleicht liegt’s ja auch ein bisschen daran, dass die Stadt und die Bücherei so viel für das kuturelle Miteinander machen.

Eine Lehrerin meinte außerdem doch glatt im Nachgang, das sei die beste Lesung, die sie bislang erleben durfte. Also, das nehme ich mit nach Hause, bedanke mich von ganzem Herzen bei der fabelfeezauberhaften Bettina Langenheim und dem wunderbar engagierten, netten und witzigen Team der Stadtbücherei und roller die Lesungskoffer wieder nach Hause – nicht ohne noch einen kleinen Abschiedsgruß gen Burg geschickt zu haben.

Da würde ich echt gern mal wieder kommen.

Ein volles Jahr 2022




Ein paar Stationen 2022.
"Unser Sohn J. kam an der Schule Steinhausen in den Genuss einer Lesung durch Sie. J. meidet seit Jahren Bücher und liest lediglich das, was er unbedingt muss um seine Hausaufgaben zu lösen.  Nach Ihrer Lesung kam er schwer begeistert von der Schule nach Hause und hat sich sogar in der Mediathek als Erster „Linkslesestärke“ ausgeliehen. Und er hat es tatsächlich geschafft das ganze Buch zu lesen - für ihn ein riesengrosser Effort. Entsprechend stolz war er auf sich. Seither hat er tatsächlich angefangen auch andere Bücher zu lesen und zu Weihnachten hat er sich „Linkslesemut“ gewünscht - noch vor ein paar Monaten undenkbar. Ich möchte Ihnen von Herzen für diese wunderbare Begegnung danken. Für J. war es ein riesiger Gewinn." 

Das war – ehrlich gesagt – meine schönste Weihnachtspost in diesem Jahr. Mit dieser Nachricht, die mich an Heiligabend aus dem Kanton Zug erreicht hat, beschließe ich ein sehr turbulentes Autorinnenjahr. Genau 99 Lesungen waren es 2022. Das ist mein bisheriger Jahresrekord. Klingt nach viel Reisen, viel Kofferpacken, vielen Eindrücken, vielen Reizen – aber genau das ist ja das Reizvolle daran. Vielleicht liegt es daran, dass ich einfach in einer sehr, sehr netten Blase unterwegs bin mit den Kinderbuchleuten, ganz gleich, ob das jetzt die schreibenden, die lesenden oder die organisierenden Buchmenschen sind. Und es waren so viele tolle, wunderbare, strahlende Begegnungen darunter, dass ich ganz glücklich und dankbar das Jahr beschließen darf (das für viele überhaupt nicht so glücklich war und was ich hier nicht vergessen will).

Anfang 2022 waren die Corona-Maßnahmen ja auch noch so streng, dass die meisten Lesungen online stattfinden mussten, so auch die in Zürich (da darf ich im nächsten Jahr wieder vor Ort sein, worauf ich mich so richtig freue). Aber nach und nach schwanden die Beschränkungen und wir konnten wieder mit viel Entdeckerfreude durch die Landen reisen. Und ja, online ist auch reizvoll, aber solcherlei Begegnungen gibt es dann doch nur in real life: Bei der Premierenlesung meines neuen Buches „Fanny und der fast perfekte Fee“ (erschienen im August 2022) kam in der Pause eine junge Drittklässlerin auf mich zu, fragte nach einer Umarmung und sagte nur dazu: „Ich brauch das jetzt.“ Da nimmt man als Autorin dann genauso viel mit von der Lesung wie die ZuhörerInnen.

Dank der Förderung durch Neustart Kultur konnte ich außerdem mit drei meiner Kolleginnen von den Isarautoren, mit Meike Haas, Margit Ruile und Nina Müller bei rund 14 Stationen in Bayern, Franken und Schwaben haltmachen. In Franken, in Gerolzhofen ist dann auch dieses lustige Fab Four-Bild auf dem Zebra-Streifen entstanden (siehe oben). Man sieht vielleicht ein bisschen von dem kreativen und mitreißenden Spirit, den wir durch die Lande getragen haben. Super, wenn man so inspirierende Kolleginnen hat. Ein paar weitere AutorInnen durfte ich dann auch in Luzern auf der Lesereise treffen, was mich nicht nur wegen dieser wundervollen Leserpost, sondern auch wegen den superengagierten Buchmenschen und der eindrucksvollen Lage gleich verliebt in sich gemacht hat. Verliebt habe ich mich übrigens auch ins reizende Marburg, in die lebendige Spargelstadt Schrobenhausen und die wahnsinnig umtriebigen Bibliotheken in Biberach und Gerolzhofen, in den Lese-Hochsitz in Hammelburg und noch viele mehr. In Marktheidenfeld zum Beispiel bin ich ein bisschen müde aufgeschlagen, denn ich bin frühmorgens mit dem Nachtzug direkt vom Konzert in Berlin angebraust, wo ich meine Allzeit-Lieblingsband Crowded House spielen gesehen habe. War trotzdem (oder wegen des immer noch hohen Glückspegels) eine fabelhafte Lesung! Danke auch an die Veranstalter in Neuenkirchen (mit einer fantastischen Theroetiker-Fanzeichnung), Mannheim (mit aufregender Dunkellesung), Hohenbrunn (wo ich die lieben Kollegen Oliver Pötzsch und Juliane Breinl getroffen habe), Erding und Winhöring, Wörth und Planegg, Donauwörth und Gräfelfing (mit sehr cleveren Kinder-Vorschlägen an die bayerische Politik), aus Kempten, aus dem Vogtland, aus Puchheim, Ludwigshafen und Moorenweis (wo der Schulhund meinem Detektivhund Fonsi die ganze Show gestohlen hat).

Mitgebracht habe ich eine ganz Latte an neuen Wortspielen für www.linkslesestaerke.de. Nur eine kleine, repräsentative Auswahl:

In diesem Jahr war ich auch – auch dank der fabelhaften Vermittlungsdienste einer Lesungsagentin Sabine Fecke – viel in Baden Württemberg unterwegs, sowohl mit Veranstaltungen rund um den Sommerleseclub „Heiss aufs Lesen“ als auch mit den Fredericktagen. Und – das habe ich ja schon ganz oft und viel gesagt – das Ländle hat sich mit den vielen kleinen, bezaubernden Städten ins Herz geschlichen (sodass man die große Baustelle Stuttgart auf dem Weg irgendwie auch verschmerzen kann). Namentlich waren es Sindelfingen mit dem besten Pralinenmacher Deutschlands, Murr mit einem ganzen lesenden Dorf, Schwäbisch-Gmünd mit einer fantastischen Location, Bönnigheim, Urbach, Löchgau, Kernen, Heiningen, Nordheim und Erligheim (beide mit 1a liebevollen Betreuung!), und dann noch Nürtingen, Müllheim, Öhringen, Vaihingen, Blaubeuren (den Blautopf muss ich unbedingt noch sehen!), Bisingen und Baisingen.

Mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner in Feldkirchen-Westerham zur LEsung.

Zwei neue Bücher gab es auch in diesem Jahr: Einmal das schon erwähnte „Fanny und der fast perfekte Fee“, mit dem ich dann auch bei Beltz & Gelberg auf dem Messestand der Frankfurter Buchmesse war. Die Lesungen mit der Fanny liebe ich ja – mit Strumpftattoos und wilder Perücke kann man sich so richtig wild verkleiden. Und dann kam im Herbst noch der dritte Band der „Isar-Detektive“ raus, wieder im Auftrag des Bayerischen Landtags. Landtagspräsidenten Ilse Aigner sprach bei der Vorstellung im Bayerischen Landtag von einer Trilogie auf Augenhöhe mit „Tribute von Panem“. Na ja, es ist jetzt nicht ganz so dramatisch, schließlich geht es nicht um Leben und Tod, aber um sehr mysteriöse Fahrraddiebstähle, die Kinderkommission im Landtag und um Kinderarmut. Gemeinsam mit Frau Aigner durfte ich dann auch noch auf Lesung gehen – in ihrem Wahlkreis. Das sind auch für mich immer besondere Momente, bei denen ich ziemlich aufgeregt bin. Zum Glück sorgend ie Kinder dann immer wieder für Bodenhaftung, die dann einfach mal die Landtagspräsidentin und mich zum Kicker-Spielen herausforderten. Habe ich angenommen und sogar ein Tor für mein Team geschossen. Aber die Präsidentin spielt einwandfrei besser als ich

Wollt Ihr noch ein paar Eindrücke zu dem Buch sehen? Plenum TV hat einen wundervoll bunten Beitrag zu den Detektiven gedreht mit unglaublich viel Politiker-Lob für den Illustrator Stefan Leuchtenberg und mich (ich werde immer noch rot, wenn ich das höre) .

Die Isarautoren.

Nur ein kleiner Ausblick noch am Schluss, was Euch gleich zu Beginn des Jahres 2023 erwartet. Gemeinsam mit meinen KollegInnen der Isarautoren haben wir ein super abwechslungsreiches und spannendes Lesebuch für die Ferien verfasst: „Komm mit in die Berge“, illustriert von der wahnsinnig talentierten Nina Müller. Das erscheint im März beim Schneiderverlag (Harper Collins). Der stoff geht nicht aus – auch im Herbst könnt ihr vermutlich wieder ein neues Janotta-Buch lesen. Ihr dürft gespannt sein.

Vorlesen!

Vergangene Woche war ich unterwegs in Feldkirchen-Westerham und Holzkirchen mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner und dem dritten Band der „Isar-Detektive“ zum bundesweiten Vorlesetag. Natürlich hat die Präsidentin auch selbst vorgelesen – war ja schließlich Vorlesetag und die „Isar-Detektive“ sind schließlich das Leseförderprojekt des Bayerischen Landtags! Und die bayerischen Landtagsabgeordneten gehen rund um den Vorlesetag damit in die Schulen und stellen das Buch vor.

Dabei kann die Landtagspräsidentin nicht nur gut vorlesen, sondern auch fulminant kickern. Das steht schließlich genauso im Band 3 „Eine Falle für die Fahrraddiebe“. Und was im Buch steht ist bekanntlich immer richtig, gell? Vielleicht waren aber auch die Holzkirchner Kinder, die uns herausgefordert haben an ihrem Schulkicker, nur höflich und haben uns gewinnen lassen. Denn wundersamerweise habe sogar ich einen Treffer erzielt. Egal, toll war’s und sehr, sehr kurzweilig. Gewonnen haben die jedenfalls die Kids – ein neues Buch zum Lesen oder Vorlesen, je nachdem.


Fotos: Gabriele Dorby