Macht richtig Spaß: Online-Lesungen

Als mich im Januar ein Mädchen auf der Schweizer Lesereise fragte, ob ich überhaupt nach Deutschland zurückwolle, da sei doch jetzt Corona, dachte noch niemand, dass ihre Sorge jemals so berechtigt sein würde. Die Infektionszahlen steigen – auch in dem kleinen Zürcher Vorort, wo das Mädchen lebt. In Bayern, wo ich lebe, sind heute, am 28.10., drei Prozent aller Schüler in K-Rand-Träne. Tendenz steigend.

Aus diesem gegebenen Anlass wollte ich nur mal unterstreichen: Meine Lesungen kann man auch ganz prima online durchführen.

Wir Kinderbuchautoren lesen gern vor. Am liebsten natürlich vor Ort. Der Live-Zauber mit dieser besonderen Atmosphäre, mit spontanen Einrufe und Ideen, die man ad hoc weiterspielen und -drehen kann, lässt sich nicht 1:1 auf einen Screen transportieren. Aber Online-Lesungen haben ebenso ihren eigenen kleinen Zauber: Ich habe lustige Einspieler und Videos vorbereitet, um den Lesefluss aufzulockern, man bekommt viel mehr Wortspiele unter und wir können über den Chat sogar eine echte Autoren-Fragerunde installieren. Im Zweifel muss ich auch nicht gleich auf den Bus und zur nächsten Veranstaltung hetzen und habe mehr Zeit für jeden Einzelnen.

Natürlich kann ich für eine Veranstaltung auch ein Video aufnehmen, das dann von der Schule zeitversetzt ganz ohne Internetverbindung  abgespielt werden kann. Eine Fragerunde wäre dann per E-Mail möglich und ich beantworte alle Fragen nochmals mit Video. Bei Lesungen rund um die „Linkslesestärke“ könnten mir die Kinder auch eigene Wortspiele schicken, die wir dann gemeinsam raten. Die besten würde ich – wie immer – auf www.linkslesestaerke.de veröffentlichen.

Im Corona-Sommer 2020 sind ein paar lustige Videos entstanden, die vielleicht einen kleinen Einblick geben, wie meine Lesungen allgemein so aussehen.

Lesung zu „Meine Checkliste zum Verlieben“, die damals im März ganz frisch mit dem DELIA Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden war:

Lustige Outtakes zum Lesungsvideo „Der Theoretikerclub und die Weltherrschaft“:

Lesung zum „Linkslesemut“ mit dem St. Michaelsbund:

 

Und mein liebster Einspieler bei den Lesungen:

Alle Infos kompakt hier:

Online-Lesungen_Anja_Janotta

Nur kurz erwähnt, meine  Leitung und mein Equipment in meinem Autoren-Homeoffice sind echt prima. Wir können aus vielen Konferenzformaten das Richtige auswählen: Zoom, Skype, Microsoft Teams. Ich hätte sogar ein eigenes zur Verfügung, bei dem man sich nur per anonymen Link einwählen muss (ohne Daten zu  hinterlegen). Also, wir können wirklich über alles reden: mail@anja-janotta.de.

 

 

Ganz Groß: Mini-München

Dieses Jahr ist Mini-München nicht als eine Spielstatt im Olympiapark gewesen, sondern wurde wegen Corona verteilt in ganz München. Im Gasteig, in der Pasinger Fabrik, in der Seidl Villa und sogar im Rathaus tobte das richtige Leben. 12.000 Kinder waren dabei, haben die Veranstalter geschrieben. Und wir Isarautoren mittendrin. Denn meine beiden Münchner Autoren-Kolleginnen Juliane Breinl und Margit Ruile und ich durften im Rahmen der Kinder-Uni Lesungen halten. Jeder in einer anderen Spielstadt. Und weil ich am nächsten dran war an der Pasinger Fabrik, war mein Vorlesungssaal dort.

Was mich dort vor allem total fasziniert hat, war die unglaublich professionelle Betreuung bei der Veranstaltung. Die Kids von Technik, Sicherheit und Veranstaltungsmanagement haben sich so großartig gekümmert wie manche Große nicht. Deswegen war’s wirklich  eine wirklich gelungene (Vor-)Lesung.

Das ist schon eine echte eine Ehre bei Mini  München dabei gewesen zu sein. Gerade auch dann, wenn man mal einen Einblick hinter der Kulissen bekommt, die einem als Elternteil ja bislang immer verborgen blieben. Und noch dazu hatte ich jede Menge sehr gewiefte und schlaue StudentInnen. Deshalb habe ich auch gleich noch zwei neue ziemlich knifflige Wortspiele mitgenommen: Pro-F-Essor (ein umfunktionierter Prozessor) und Raumschiff Enter-Preis.

Ins Wasser gefallen

(Foto: gwt)

Freischaffende Künstler sind eine der Berufsgruppen, die die Corona-Krise am härtesten trifft: Abgesagte Gigs, Theatervorstellungen, Filmdrehs. Auch die Schriftsteller sind betroffen: Bei mir sind es Buchprojekte, an denen nun gespart wird. Aber vor allem Lesungen, die mangels Puzblikum ausfallen müssen. Denn, was viele nicht so richtig wissen: Wir Autoren verdienen unser Geld nicht so sehr damit, schöne Bücher zu schreiben, sondern auch dadurch, dass wir diese Bücher vorlesen. 60 bis 70 Lesungen sind das bei mir im Jahr. Seit März, also fast ein halbes Jahr lang, gab es keine einzige mehr. Sie sind alle – sprichwörtlich – ins Wasser gefallen.

Schön, wenn es dann solche Aktionen gibt wie der Starnberger Gesellschaft für Wirtschaft und Tourismus. Denn die kümmert sich auch im Besonderen um das kreative Leben hier im Landkreis Starnberg, wo ich die Ehre habe zu wohnen und zu arbeiten. Heute, am 29. Juli wurde eine Truhe mit Kunst und Kultur aus der Region im Starnberger See versenkt: Da sind Originaldrucke dabei, besondere Festivalkarten, signierte Bücher, ein Privatkonzert… Denn man kann diese Dinge alle kaufen und so die Künstler der Region ein bisschen unterstützen. Am 5. August wird die Kiste wieder gehoben. Und vielleicht gibt es dann auch jemanden, der eine Privatlesung von mir in seinem Garten gebucht hat. Ehrlich, ich würde sogar Kuchen mitbringen…

Daran schließt sich eine weitreichendere Bitte: Unterstützt Künstler, wenn ihr könnt, engagiert Bands fürs Straßenfest, kauft Bücher und Filme, unterstützt die Kinos, Theater und Kulturstätten. Denn die Welt nach Corona wäre sehr viel grauer, langweiliger und leiser, wenn es Kreative wie uns dann nicht mehr gäbe.

Wie so eine Lesung mit mir aussieht? In München könntet Ihr vielleicht einen kleinen Eindruck gewinnen. Am 5. August 12 Uhr lese ich in der Pasinger Fabrik im Rahmen von Mini München. Lesen ist dabei eigentlich zu wenig gesagt, denn wir planen eine kreative Wort-Akademie. Mit dabei der Schulregel-Verdreher, ganz viele Reh-Busse und verhunzte Märchentitel.

 

 

Aktionen für die Corona-Zeit

Es ist wie verhext, gerade jetzt, wo die Kinder so viel und lange zuhause sind und teilweise nicht wissen, wie sie ihre Zeit vertreiben sollen, gerade jetzt sind die Büchereien zu und die Buchgeschäfte sind geschlossen (mal ganz davon abgesehen, dass Amazon beschlossen hat, Bücher zweitrangig auszuliefern). Gerade jetzt könnte man die Kinder (wieder) zu Lesern machen, ihre Eltern zu begeisterten Vorlesern. Deshalb haben viele Autoren jetzt umgestellt auf elektronische Lesungen, um dem Buch und dem Lesen wieder Gehör zu verschaffen, mit der Fantasie in fremde Welten zu verreisen und mit den Geschichten Neues zu entdecken. Auch ich wirke bei einigen dieser Aktionen mit.

Zum Beispiel bin ich ja eine der Mitinitiatorinnen der Isarautoren, einem Zusammenschluss der Münchner Kinder- und JugendbuchautorInnen. Zusammen haben wir mehrere Aktionen in der Corona-Zeit aus der Taufe gehoben. Ein Schreibwettbewerb (der demnächst startet) und die Aktion: #wirlesenweiter. Jede Menge Autorinnen haben unter diesem Motto Lesungen ihrer neuesten Bücher aufgenommen. So bekommt man quasi direkt im eigenen Wohnzimmer eine Privatlesung von Sabine Bohlmann, Meike Haas, Wiebke Rhodius, Heike Nieder, Gregor Wolf … und auch von mir. Unser Kanal Isarautoren auf Youtube wächst beständig. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen.

Hier ist meine Lesung aus „Meine Checkliste zum Verlieben“:

Gemeinsam mit neun anderen fabelhaften und bekannten Autoren schreiben wir über die Facebook-Seite „Was mit Kinderbüchern“ eine Staffelgeschichte weiter: „Die wirklich seltsame Geschichte von Annemone Apfelstroh“.  Mit dabei sind: Alice Pantermüller, Juma Kliebenstein, Chantal Schreiber, Wolfram Hänel, Sven Gerhardt, Nikola Huppertz, Dagmar H. Mueller, Rüdiger Bertram. Und auch ich. Jeden zweiten Tag gibt es ein neues Kapitel, das von dem jeweiligen Autoren vorgelesen wird. Auf unserem begleitenden Youtube-Kanal Annemone Apfelstroh kann man der Geschichte langsam beim Wachsen zusehen.

Hier die ganze Geschichte:

https://www.youtube.com/watch?v=o4WtpMme-Lg

Und noch ein sehr schöner Facebook-Tipp: Uticha Marmon von den Isarautoren hat die Idee des Spiels „Ich packe meinen Koffer“ weiter gedreht und daraus eine elektronische Challenge gestrickt. Ein Autor stellt ein unbedingt lesenswertes Buch einer Kollegin/eines Kollegen vor und ein eigenes, dann gibt sie den Staffelstab jeweils an drei Autoren/Autorinnen weiter. Folgt man den Verlinkungen im Schneeballprinzip gibt das eine wundervolle Empfehlungssammlung auf Facebook. Hier ist mein Tipp („Elektrische Fische“ von Susan Kreller, übrigens).

 

Gewonnen!

Jetzt ist es amtlich, ich bin offiziell zertifizierte Liebesromanautorin. Die Jury des DELIA Jugendliteraturpreises hat sich in diesem Jahr für „Meine Checkliste zum Verlieben“ entschieden. Das ist eine derartig große Ehre, mit der ich so überhaupt nicht gerechnet habe. Denn dieses Jahr waren so richtig viele gute Bücher mit nominiert, dass ich auf ganz andere Gewinner getippt hätte. „Roberta verliebt“ von Judith Burger zum Beispiel, „Grüne Gurken“ von Lena Hach, „Alabasterball“ von Beatrix Mannel oder „One True Queen“ von Jennifer Benkau, die ich alle sehr empfehlen kann. Allein die Shortlist-Nominierung war deshalb schon so etwas wie ein Ritterschlag. Deshalb hat es mich umso mehr überrascht, wirklich den DELIA Jugendliteraturpreis gewonnen zu haben. Eigentlich glaube ich es immer noch nicht.

Die Jury hat ihre Wahl  übrigens so begründet:
„Ein wundervoller und einfühlsam geschriebener Roman über die Liebe, aber auch über Freundschaft, Anderssein und das, was das Leben bereithält, wenn man seinen eigenen Weg geht. Das Buch zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie viel Liebe wir in unserem Leben dazugewinnen können, wenn wir uns nur trauen, Menschen näher kennenzulernen, auch wenn wir sie anfangs nicht verstehen. Eine mitreißende Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die beide außergewöhnlich sind und in denen man sich doch die ganze Zeit problemlos wiederfindet. Aus einer zunächst einfach wirkenden Grundidee wird eine komplexe Liebesgeschichte gewoben, die die Realität nicht geschickter einfangen könnte – leicht, tiefsinnig und mit dem Potenzial, noch lange in den Köpfen und Herzen der Leser*innen nachzuwirken.“

Dem ist nichts mehr hinzufügen. Doch, eins noch: DANKE! DANKE! DANKE!

(Und wer „Meine Checkliste zum Verlieben“ noch nicht hat, dem empfehle ich immer wieder gern den Shop von Autorenwelt.)

Auf der DELIA-Shortlist

Keine Fotobeschreibung verfügbar.„Meine Checkliste zum Verlieben“ ist jetzt fast ein Jahr alt und kommt in diesen Wochen trotzdem noch zu ganz schön viel Ehren. Am vergangenen Freitag, dem Valentinstag, hat die Jury ihre Nominierungen für die Shortlist bekannt gegeben. Und die Checkliste ist eine der zehn Büchern auf der Shortlist für den DELIA-Jugendliteraturpreis. Das war eine echte Valentins-Überraschung, als die Mail der Jury bei mir eintraf, denn ich wusste nicht mal, dass der Titel überhaupt eingereicht war.

Was mich gleich noch ein bisschen stolzer hinterlässt, ist die tolle Gesellschaft, in der sich die „Checkliste“ befindet. Da ist zum Beispiel ebenso Judith Burger mit der wunderbaren sehr jungen Liebesgeschichte „Roberta verliebt“ nominiert, die Isarautorinnen-Kollegin Beatrix Mannel mit „Alabasterball“, Lena Hach mit ihrem rotzfrechen Buch „Grüne Gurken“ und Jenny Benkau mit „One True Queen“. So viele Daumen habe ich gar nicht, wie ich sie meinen Kolleginnen drücken möchte.

Die ganze Shortlist findet Ihr übrigens hier. Selbstredend, ich freue mich natürlich auch über jeden gedrückten Daumen. Auf der Buchmesse in Leipzig wird der Preisträger bekanntgegeben.

Und bevor ich es vergesse, hier ist  noch eine brandaktuelle, sehr feine Rezension zu „Meine Checkliste zum Verlieben“ bei der Jugendbuchcouch.

Unterwegs in Opa-Franken

Bei dieser Begleitung kann ja eigentlich nichts schiefgehen. Denn die Limo-Sie-Nee, in der man die Kinder- und Jugendbuchautoren zur BamLit an ihre Bamberger Lesungsorte bringt, fährt sonst eher hohe kirchliche Würdenträger. Mit derart freundlicher Unterstützung – auch durch den St. Michaelsbund, der als Ohr-Garn-Isar-Tor dabei ist- mussten die vier „Linkslesestärke“-Lesungen einfach nur gelingen. Und es war wirklich fabelhaft: Unterschreiben auf dem Arm, lange Schlangen am Büchertisch und eine Klasse, die so begeistert war, dass sie ihre allerbeste Wort-Idee, den Opa-Franken, noch per Mail geschickt hat. Mir hat’s wirklich richtig gut gefallen.

Der Landkreis Bamberg ist übrigens der bayerische Landkreis mit der höchsten Büchereiendichte. Was echt toll ist, denn so kann man jede Menge nette und kräh-a-tiefe Bibliothekarinnen kennenlernen. So in Hallstadt, Bamberg, Buttenheim und Strullendorf. In Buttenheim empfing mich zum Beispiel gleich mal dieser bezaubernde Willkommensgruß:

Nicht nur in den Büchereien, sondern auch allgemein wird das Lesen in Bamberg wichtig genommen. Beim Endausscheid des Vorlesewettbewerb der sechsten Klassen sitzt regelmäßig auch der Bürgermeister in der Jury (und das nicht nur zur Wahlkampfzeit wie jetzt). Ich saß dieses Mal neben ihm und durfte zwölf sehr talentierten jungen Vorlesern lauschen. Gewonnen hat übrigens Sina, die den Fremdtext mit bewunderswerter Su-Wer-E-nie-tät gelesen hat. Aber – soviel darf die Jury verraten – es war ein knapper Entscheid und es waren viele verdammt gute Leser dabei, muss ich neidlos feststellen.

Natürlich habe ich auch wieder jede Menge spannender Wort-Spiele mitgebracht. Neu in der Wort-Acker-dem-ih sind neben dem Opa-Franken: Achter-Bahn, Ent-Wickler, Augenring, Arm-Band-Uhr, Blätter-Teig, Bulldog-Anhänger, Blumen-Strauß, Mann-o-Mann, Pferde-Huf, Sonnen-Band und Zahn-Rad.

Zurück aus Zürich

„Willst Du nicht lieber in der Schweiz bleiben? In Deutschland ist doch der Corona-Virus.“ Ich schwöre, so eine Frage hatte ich noch nie bei einer Lesung!  Die Zürcher Viertklässlerin war echt besorgt. Beinahe hätte ich „Ja“ gesagt, denn mir wäre fast jede Ausrede Recht, um zu bleiben. Zürich und das ganze Kanton hat sich nämlich von seiner besten Seite gezeigt: Fönblick über die Alpen (wie hier in Ottikon), absolut reizende Lehrer, schlaue und kreative Kinder, wunderbare Buch-Menschen, engagierte Schulen, rührend-rührige Veranstalter sowie leckere Schokolade im Überfluss. Mal ehrlich, wer würde da nicht verlängern wollen?

Dabei hatte ich echt ein bisschen Muffe vor einigen Veranstaltungen. Gerade vor dem Donnerstag, denn da habe ich nach fast einem ganzen Jahr mal wieder aus „Meine Checkliste zum Verlieben“ gelesen. Und das Publikum war mit 13 und 14 Jahren weit älter als die zuhörenden Kids bei mir sonst sind. Das hat mir schon ordentlich Respekt eingeflößt. Und dann haben sie mir erst einmal einen ganzen Schwung Fragebögen aus der Hand gerissen, ein junger Kerl aus Brasilien kam später zu mir und hat sich ab sofort zu meinem Fan erklärt: „Du hast meinen Tag gemacht.“ Das allein hätte ja schon ausgereicht, um auch meinen Tag zu machen.

Aber dann überraschte der Donnerstag noch mit einem süß-inspirierenden Plausch in dem süß-inspirierenden Kinderbuchladen Zürich (den ich hiermit nochmals allen empfehle, die gute und außergewöhnliche Geschichten lieben) und einem sehr lustigen Abend mit den fabelhaften Co-legen Rüdiger Bertram, Diego Balli, Irmgard Kramer. Wir trafen uns zum Icon Poetry Slam im Café Voltaire, der Wiege des Dadaismus. Die Publikumsrunde bot dann Terrain für ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Rüdiger und mir. Seine Frau Muskelkakova war leider meiner Tante mit Vogel knapp unterlegen.

Es sind nicht nur diese Momente gewesen, die die Züricher Lesereise so brillant gemacht haben, sondern viele kleine andere. Lesungen in der Primarschule in Wald, deren Zufahrt schon so abenteuerlich war, dass ich sie sofort für einen James-Bond-Film hätte casten wollen. In Lufingen ist bei der „Linkslesestärke“ ein Junge ganz vorne mit dabei, rät die „Kater-Stroh-Fee“ weit vor allen auch – auch den Lehrern. Ganz klar der Klassenbeste in jeder Diss-Ziep-liehen, denke ich. Ist aber nicht so. Hinterher erzählt er mir, dass er Legastheniker ist. Sein Kumpel hält mir später einen Aufsatz unter die Nase – er braucht mal kurz Erste Hilfe für seine Fantasiegeschichte…

Mitgebracht habe ich eine ganze Pah-Lette voll mit neuen Wortspielen:

Wald-Brand, Uhr-Kunde, Roll-Ex, See-Igel, Schild-Kröte, Sonnen-System, Muskel-Kater, Port-Aal, Kla-Motten, G-Rippe, Elfen-Bein, Ei-Phone, Arche-Logik und Bürg-er. Alle neuen Bilder sind natürlich auch wieder in der Wort-Acker-dem-ih zu finden.

Bunt statt rosa. Jawoll!

Die Kinder- und Jugendbuchwelt ist manchmal ein bisschen farbenblind. Manchmal scheint es, als gäbe es nur rosa und blau im Spektrum, kein kunterbunt dazwischen. Diese Stereotypen ärgern uns Autoren oft, denn wir haben viele Manuskripte in der Schublade, in denen es bunt zugeht, vielfältig, in der es mehr Tierarten gibt als Einhörner und mehr Berufe als Pirat und Prinzessin.

Mit meiner Isarautorinnen-Kollegin Petra Breuer habe ich mit dem BR und der Reporterin Anna Bayer über die nervenden Stereotypen in Kinderbüchern gesprochen. Und noch einiges mehr aus dem dunklen Nähkästchen eines Kinder- und Jugendbuchautors in München ausgeplaudert.

Ein sehr schöner, sehr differenzierter Beitrag ist das geworden. Hier ist er nachzulesen und – natürlich – nachzuhören.

Die Isarautoren sind übrigens nicht nur im Radio, sondern auch im Fernsehen gewesen. München TV hat zur Schreibstube auf der Münchner Bücherschau 2019 einen wirklich feinen Beitrag geschnitten, wo ich auch ein bisschen in der Buchstabensuppe mitrühren durfte: https://www.youtube.com/watch?v=yCd1kYzb6eg

Lecker Buch, sehr lecker Buch

Ich liebe es, Kinderbücher zu schreiben. Wirklich. Noch mehr liebe ich es, daraus vorzulesen. Aber ich habe noch eine andere Leidenschaft, die eigentlich nur die kennen, die näher mit mir zu tun haben: Das Kochen. Besonders angetan haben es mir die vielen Kochbücher von Yotam Ottolenghi, aus denen ich mich sehr wild und regelmäßig mit Ideen bediene. Aber ab sofort habe ich ein neues Lieblings-Kochbuch: „Gewürzreise Afrika“. Denn damit wird ein kleiner Traum wahr: Ich konnte selbst mal an einem eigenen Kochbuch mitwirken. Das Tolle daran war, dass wir innerhalb kürzester Zeit dieses Projekt aus der Taufe gehoben haben – innerhalb eines sehr, sehr kurzen Sommers.

Nein, die Rezepte sind nicht von mir. Die hat Foodbloggerin Angela Schult zusammengetragen. Dazu hat sie ganz viele traditionelle lokale Gerichte neu interpretiert oder mit neuen Genussideen ergänzt. Von mir und der Gewürzunternehmerin Andrea Rolshausen, Gründerin des Onlineshops Gewürze der Welt, sind die ganzen Infos drum herum.

Es ist ein spannendes, geschmacksreiches, informatives und vor allem unglaublich leckeres Buch geworden. Seitdem habe ich jedenfalls zwei neue Lieblingsgewürze: Dukkah, das aus dem Maghreb kommt, übersetzt „Zertrümmern“ heißt und eine wahnsinnig feine Mischung ist aus zertrümmerten Nüssen und orientalischen Gewürzen.(Im Bild unten in dem Porzellanpfännchen). Das zweite ist der Voatsiperifery-Pfeffer. Afrika ist ja das Land des Pfeffers, hier sind wahrscheinlich so viele Pfeffersorten zu Hause wie es Dialekte gibt. Aber dieser Pfeffer, der in schwindelnd hohen 20 Metern über dem Erdboden geerntet wird und von dem es nur ein paar wenige Tonnen pro Jahr gibt, ist ganz besonders pfeffrig, erdig und nussig zusammen.

Hier gäbe es nicht nur das Buch, sondern auch die einzelnen Gewürze zu bestellen.