Jugendbuchwoche in Göttingen: Ein Doktor fehlt noch!

Doktoren, die erfolgreich ihre Arbeit verteidigt haben, müssen in Göttingen ein Ritual beschreiten: Einmal in den Brunnen am Marktplatz steigen, dort die Gänseliesl küssen und möglichst noch ein Sträuschen Blumen da lassen. Ich hatte tatsächlich das Glück, einer Frau bei dieser stolzen Tradition zuzusehen. Die Statue am Alten Rathaus soll deshalb die meistgeküsste Frau Deutschlands sein. Sollte ich jemals einen Doktor machen, dann natürlich nur in Göttingen mit seinen vielen gemütlichen Cafés, seiner quirligen Studenten-Atmosphäre und den vielen lese-affinen Schulen. Zum 57. Mal schon hat die GEW die Jugendbuchwoche dort veranstaltet (und zum 18. Mal parallel dazu die gleichnamige Woche in Northeim). Zehn der 121 Lesungen durfte ich bestreiten und mich ausnahmslos über sehr schöne Veranstaltungen freuen.

Zum einen ist das Format Lesung wirklich gelernt in den Schulen: Beste Vorbereitung allerorten, supernetter Empfang und gleich mal eine Palette von vorbereiteten Fragen. Solche zum Beispiel: „Welches Buch ist Ihnen am schwersten gefallen zu schreiben?“. Darüber hatte ich noch gar nie nachgedacht, es war aber spannend gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der fünften Klasse in Groß Schneen dem nachzuspüren.

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Zeichnungen der Kinder der 5bil aus dem Felix-Klein-Gymnasium.

Und im Felix-Klein-Gymnasium erwartete mich eine bestens gebriefte Bücherei-AG, die alle Planung selbst in die Hand genommen hatte – inklusive Willkommens-Plakat, Interview und Ankündigung vor den Klassen. Wow! Da kam sogar noch wundervolle Fanpost mit ganz vielen Zeichnungen aus dem Theoretikerclub.

Zum anderen ist die Vorbereitung durch das Team der GEW wirklich lückenlos und die Betreuung unglaublich herzlich und persönlich. Was ich selber toll finde, ist, wenn der Veranstalter auch mal ein paar Lesungen von mir und der Kolleginnen besucht. Das ist immer eine besondere Wertschätzung! Und was wäre natürlich so eine Jugendbuchwoche ohne die lebhaften, in Lachtränen aufgelösten, streitbaren und lustigen Kolleginnen und Kollegen? Wirklich nur halb so schön! Das Wiedersehen mit Meike Haas, Jutta Nymphius, Katja Rieder, Kai Pannen, Frauke Angel war mal wieder ein echter Grund zum Feiern. Und das Kennerlernen von David Blum, den Jugendbuchpreis-Gewinner Dirk Reinhardt und Annika Scheffel ebenso!

Liebes Team von der GEW: Ein herzlichstes Danke für die nette Einladung. Ich weiß jetzt nicht, ob das mit dem Doktor bei mir noch klappt. Aber darf ich trotzdem wiederkommen?

Die oiden Rittersleit in Braunschweig

In Bayern gibt es ein launiges Lied, das dereinst Karl Valentin gesungen hat: „Ja so warn‘s, die oiden Rittersleit“. Im Endeffekt bestätigt sich darin nichts anderes, als was die Niedersachsen über die Bayern längst wussten: Sie sind schrullig. Und die Rittersleit, als quasi bayerische Krönung, ungleich mehr. „Dene hat’s vor nix gegraust“ heißt es bezeichnenderweise in einer der Strophen. Im weiteren Verlauf des Liedls wird dargestellt, dass die Rittersleit Wein und Bier eimerweise getrunken, in die Rüstung gerotzt haben und aufgrund von unpraktischer eiserner Reizwäsche leider ausgestorben sind …

Ein Exemplar allerdings hat überdauert. Es wurde – die Wege sind verschlungen und nicht mehr zu rekonstruieren – nach Braunschweig exportiert. Der eiserne Heinrich im Deutschen Haus freut sich jedes Jahr über den Besuch von kauzigen Zeitgenossen mit schweren Büchertaschen, die zur Jugendbuchwoche bei ihm vorbeischleichen. Jedes Jahr wieder steht er im Mittelpunkt eines kuriosen Autor:innen-Fotos. Gern behangen mit Schals, Hüten, Sonnenbrillen oder anderen gerade greifbaren Accessoires. Immer scheint es, als hätte er stoisch seine Freude an diesem schrulligen Treiben von bayerischen und Schreibenden aus anderen Regionen Deutschlands.

Auch dieses Mal ist in Braunschweig wieder eines der legendären Fotos entstanden: Im Bild sind Timm Milan, Fabian Lenk, Kai Pannen, Christian Linker, Sarah Welk, Simak Büchel, Anna Dimotrova, Anja Janotta, Irene Margil, Annette Mierswa, Lottte Schweizer, Jochen Till, Rüdiger Bertram, Martina Baumbach, Annette Roeder und Andreas Schlüter. Der Hut war eine Leihgabe von Rüdiger. Hach, gerade schön war es.

Und die liebe Martina Baumbach hat gleich noch ein süßes Foto von mir geschossen, während unserer Signierstunde in der berühmten Buchhandlung Graff. Es war, wenn man so will, ein einziges rauschendes Rittermahl in Braunschweig. Und wie immer vermisse ich die lieben Kolleg:innen bereits in dem Augenblick, wenn ich in den Zug steige. Und die Kekse, die es ausnahmslos bei allein Lesungen gab. 12 waren es dieses Mal, eine schöner als die andere. Ich habe ja den leisen Verdacht, dass das Cover von „Fanny und der fast perfekte Fee“ mittlerweile schon als Handlungsanweisung für die beteiligten Schulen gelesen wird.

Dieses zeigt nämlich den besagten männlichen Fee mit Cookies in der Hand. Ich erzähle dazu ja gerne mal, dass man immer als Autorin ein bisschen was von sich in die Figuren steckt. In Braunschweig scheint man die Autorin also ganz genau zu kennen … So wie in der Schule in der Altmühlstraße, wo ein ganzer Lesesaal auf der Bühne eingerichtet wurde: Dutzende von Büchern, Lichterkette, Lammfell auf dem Lesesessel und natürlich – Kekse!! Wow!

Aber mein ganz besonderer, völlig unverkrümelter Dank gilt dem Team der Braunschweiger Jugendbuchwoche und allen voran Thomas Wrensch, der sich eigentlich in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden wollte, nun aber mangels Nachfolger doch noch einmal die Koordination fürs nächste Jahr übernimmt. Auch wenn das für alle Autor:innen eine sehr schöne Nachricht ist, wünsche ich doch, dass sich jemand findet, der es mit dem gleichen Herzblut, der gleichen Herzlichkeit und der gleichen Leidenschaft fortführen mag wie Thomas – wir Autor:innen drücken alle ganz fest die Daumen. Danke für alles, auch an dieser Stelle.

Wie immer habe ich meiner stattlichen Anzahl an Wortspielen (41 waren es bis zur diesjährigen Lesereise aus Braunschweig, darunter solche Highlights wie Bet-Ofen, Braun-Schweig oder Sonnen-Süss-Tem…) noch ein paar weitere hinzufügen können. Die Lesungen mit der Linkslesestärke haben dieses Mal so tolle Ideen hervorgebracht wie: Auto-rin, Flaschenpost Taschen-Tuch, Kater-Messer, Kleiderhaken, Pferde-Wurst, Putz-Zeug, Wolfs-Burg und Würfel-Spiel. Wie immer zu finden in der Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de.

Landtagspremiere für den fünften Band der Isar-Detketive

27.10.2025, München: Buchpräsentation vom Band 5 der Isar-Detektive „Verfolgungsjagd über der Isar“. Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, Anja Janotta, Kinderbuchautorin, und Stefan Leuchtenberg, Illustrator der „Isar-Detektive“. Foto: Matthias Balk/Bildarchiv Bayerischer Landtag

„Auf einer Skala von 1 bis 10: Beurteilen Sie Ihren Job!“ Manchmal kann die Fragerunde nach einer Lesung schon überraschend sein. Vor allem, wenn es eine Fragerunde im Bayerischen Landtag ist. Die Frage galt natürlich vordringlich der Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die gerade den fünften Band der Isar-Detektive vorgestellt hatte. Sie reichte aber die Frage weiter an Stefan Leuchtenberg, den genialen Illustrator der Detektive, und mich. Zuvor hatte die Landtagspräsidentin eine glatte 8,5 vergeben, Stefan Leuchtenberg danach eine 9. Und ich – ja, das meine ich absolut ehrlich – habe eine 9,5 vergeben.

Gerade in solchen Momenten wie bei der Buchvorstellung wird es mir immer wieder bewusst, welches Privileg es ist, so vielen Kindern die Geschichten um die Isar-Detektive vorzulesen, sie zum Schmunzeln zu bringen und vor allem: Für die Demokratie auf diese Weise Werbung zu machen. Um nichts Geringeres geht es beim fünften Band der Kinder-Krimi-Serie des Bayerischen Landtags, den ich wieder schreiben durfte. Denn hier will eine verwirrte Gruppe von Aktivisten die Monarchie zurück nach Bayern bringen. Dazu beschmieren sie den LandTruck, stören Plenarsitzungen und wollen sogar eine Königsfahne hoch auf dem Landtag hissen. Nur die Isar-Detektive können das verhindern und geraten hoch über der Isar auf dem Dach des Maximilianeums selbst in höchste Gefahr.

Als wir vor anderthalb Jahren die ersten Ideen zu dem Band gesammelt haben, konnte niemand ahnen, dass einige Themen wie das der Fahne so hochaktuell werden würde. Das Thema Demokratie ist natürlich heute so aktuell wie nie, aber das Motto „No Kings“ hat ja erst in den letzten Monaten richtig Fahrt aufgenommen. Als wir das damals geplottet haben, war Trump noch nicht gewählt. In den Kapiteln gehen die Detektive also nicht nur der Frage nach, wer hinter den Schmierereien auf dem LandTruck steckt, sondern diskutieren auch mal über Autokraten und wie wichtig es ist, die Demokratie dagegen zu verteidigen. Mit von der Partie ist ein neues Tier, der Papagei Aloisius – der aber dieses Mal nicht gleich bei Flo Einzug hält. Stefan Leuchtenberg hat sich in diesem Band mit den Illustrationen wieder selbst übertroffen bei den vielen Tier-Kapriolen: zum Beispiel Fonsi in einem Wollknäuel verheddert und die Schildkröte Horst, die an einem Apfelbutzen hängt.

Ach, ich glaube, das muss man einfach selbst sehen. Wie immer können Klassensätze des neuen Bands kostenfrei beim Bayerischen Landtag unter www.isar-detektive.de bestellt werden. Ab dem 6. November kann man auch die Taschenbuchausgabe im Handel kaufen.

Ach ja, eine Frage, die in der Fragerunde bei der Vorstellung im Maximilianeum gestellt wurde, war diese: „Wird es einen sechsten Band geben?“. Landtagspräsidentin Aigner hat Ja gesagt. Ich freue mich schon drauf.