Danke Neustart Kultur!

Schon kleine Schwätzchen, aber insbesondere Lesungen nach den Pandemie-Maßnahmen sind immer noch was Besonderes. Erst mal, weil man selbst wieder verstärkt unter Leute kommt und man sich manchmal im direkten Kontakt noch ein bisschen ungelenk vorkommt (was aber ganz schnell verfliegt, wenn die Lesungen ihre ureigene Fahrt aufnehmen).

Aber am meisten natürlich auch deshalb, weil es für die Kinder nach so langer Zeit wieder etwas Besonderes ist, Literatur von einer anderen Seite zu erleben und mit der einen oder anderen Geschichte auch unterhalten und bestenfalls inspiriert zu werden. Über diesen ungewöhnlichen Reizhunger berichten nicht nur die vielen Kollegen, sondern den merke auch ich ganz deutlich. Zuletzt auf meiner Reise zum Literatur-Lese-Fest Frederick Tag über die Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen im Regierungspräsidium Karlsruhe.

Wenn alle Kinder einer Klasse beim Wortspiele-Malen an die Tafel drängen zum Beispiel wie bei der „Linkslesestärke“-Lesung in der beeindruckend umfangreichen Jugendbibliothek Karlsruhe (allein 25.000 Kindermedien!). Und selbst bei zwei Klassen Siebtklässlern, bei denen man als Autor dem Publikum schon von Haus aus ein bisschen inneren Respekt mitbringt: In Heimsheim mussten wir danach noch jede Menge Gruppenfotos (mit Maske) schießen, bis wir endlich den Mut fanden, uns zu verabschieden.

Nicht nur hier, auch bei vielen anderen Büchereien musste ich mich schweren Herzens losreißen, um zur nächsten Lesung zu fahren, denn ich hätte gern noch weiter „g’schwätzt“ mit den netten Buchmenschen. Zum Beispiel in Schwann-Straubenhardt oder Karlsruhe Durlach. Oder in Heimsheim, wo es mehr Janotta-Bücher gibt als irgendwo sonst und dazu noch eine pfiffige Bibliothek der Dinge, bei der man einen Schlagbohrer, eine Popcornmaschine oder sogar ein Einrad ausleihen könnte.

Das sind auch für den Autor schöne Momente, die man mit nach Hause nimmt und lange, erfahrungsgemäß sehr lange in Erinnerung behält. Deswegen muss ich dem Programm „Neustart Kultur“ doppelt dankbar sein: Zum einen wegen der Fördergelder, die die Lesereise zum Frederickstag komplett gedeckt haben- wodurch auch Büchereien in den Genuss von Lesungen kamen, die sonst kein oder kaum Veranstaltungsbudget haben. Danke auch an die Fachstelle Karlsruhe und Frau Heß, die alles so minutiös geplant hatte, dass wirklich nichts schief gehen konnte.

Und für die vielen unvergesslichen Begegnungen, die ich mit heim genommen habe ebenso wie einen ganzen Strauß neuer linkslesestarker Wortspiele: Würfel-Spiel aus Karlsruhe-Durlach, Lampen-Fieber aus Königsbach-Stein, Links-Händer aus Karlsruhe, Geister-Fahrer aus Mannheim, Geistes-Willen aus Karlsruhe, A-Meisen-Haufen aus Schwann-Straubenhardt, Blumen-Wiese aus Straubenardt-Schwann, Feh-Der aus Königsbach-Stein, Corona-Test aus Karlsruhe, Bücher-Ei aus Schwann-Straubenhardt, Auto-Rennen aus Karlsruhe-Durlach, Auto-Ohr-in aus Karlsruhe, Zahn-Fee aus Mannheim, Zahn-Rad und Spatzen-Hirn aus Karlsdorf, Pferde-Fuß aus Mannheim, Pell-Kartoffel aus Karlsdorf und Organ-nie-Satz-ion aus Karlsruhe. Wie immer alle auch im linkslesestarken Wörterbuch Wort-Acker-dem-ih.

Alle guten Dinge sind … drei

Es war bereits das dritte Mal Käpt’n Book für mich. Und nach Bonn zu kommen ist deshalb so etwas wie heimkommen – mit ein paar neuen Büchern Gepäck, dieses Jahr auch mit Masken und gleichzeitig mit ganz viel Wiedersehensfreude. Zum Beispiel mit dem echten Käpt’n Book oder den rührigen Veranstalterinnen Cornelia Kothe und Sonja Vogt, die zu zweit Jahr für Jahr ein immens großes Lesefestival stemmen. Dieses Mal, was für eine Ehre, durfte ich sogar in der Kunsthalle beim Familienprogramm lesen und das Publikum rocken. Das erste Mal mit Live-Publikum und nicht nur online mit „Die Nacht in der Schule“. Zum Glück kommt das neue Buch ganz prima an bei Lesungen mit verdunkeltem Leseraum, Taschenlampen-Flair und Diskokugel!

Auch wenn es schon das dritte Mal Bonn war, hält jeder Besuch etwas Besonderes bereit. Besondere Begegnungen, besondere Bekanntschaften und besondere Erlebnisse. Und nach einer so langen Corona-Pause sind Begegnungen und Lesefeste wie Käptn Book mit Lesungen vor Live-Publikum und den Begegnungen mit vielen tollen Kollegen noch einmal ein Stück wertvoller geworden. Für mich war ein echtes Highlight, Paul Maar getroffen zu haben – mein persönlicher Kinderbuchheld (nicht so sehr wegen des Sams, sondern wegen dieser untenstehenden Geschichte, die Kultstatus hat in meiner Familie. Aber das nur nebenbei …)

Denn eigentlich wollte ich von den vielen tollen Lesungen erzählen in Bonn. Zum Beispiel in Beuel, wo das Publikum so trampelte und „Zugabe“ rief dass man es bestimmt noch auf der anderen Rheinseite hören konnte (und die ist an dieser Stelle immer noch ganz schön weit enfernt!). Hier seht ihr die Bücherei noch vor dem Beben!

Keine Fotobeschreibung verfügbar.

Oder an der Bertold Brecht Gesamtschule in Tannenbusch, wo man eine ganz tolle Bühne aufgebaut hatte und die Kids ziemlich einfallsreiche Ideen für einen Abistreich hatten. So wie ich das aussieht, ist in ein paar Jahren ziemlich Action geboten an diese Schule, wenn meiner Zuhörerinnen und Zuhörer nur ein paar dieser Vorhaben umsetzen. Was ich ganz besonders berührend fand: In meinem Publikum saß auch ein blinder Zuhörer, der uns erklärt hat, was für ihn gruselig ist. Wo wir anderen uns ja manchmal allein schon im Dunkeln fürchten, sind für ihn die schlimmsten Furchtauslöser mysteriöse Geräusche, die man nicht zuordnen kann.

Mit der „Linkslesestärke“ war ich dann auch noch zweimal vor Ort. In Sankt Augustin hat man mir drei neue Wortspiele geschenkt (siehe oben): Berg-Käse, Recht-Schreib-Schwäche und Düsen-Jäger. Bei meiner letzten Käpt’n Book-Lesung in Tannenbusch kam dann noch der Teddy-Bär hinzu.



Und dann waren da noch die vielen tollen KollegInnen, die ich treffen durfte: Carla Haslbauer, die ein ganz berührendes Buch über ihre Mutter, eine Opernsängerin, geschrieben hat, Michael Petrowitz, die fabelhafte Sabine Bohlmann, Thomas Feibel, Annette Mierswa, Franziska Biermann und die Journalistin Christine Knödler, die ihr erstes eigenes Buch vorgestellt hat „Young Rebels“, das sie gemeinsam mit ihrem Sohn geschrieben hat. Und, nicht zu vergessen, der Vorlese-Friseur Danny Beuerbach, der demjenigen die Haare schneidet, der oder die ihm vorliest. Cooler Typ. Noch coolere Idee. Meine „Nacht in der Schule“ reist jetzt auch bei ihm im Gepäck.