Das Jahr 2025 markiert für mich ein kleines Jubiläum. Ein Veröffentlichungs- und Bühnenjubliäum. 2015, also vor zehn Jahren, ist mein Kinderbuchdebüt „Linkslesestärke“ erschienen, auf der Leipziger Buchmesse 2015 habe ich das erste Mal vorgelesen. Und seitdem gab es so viele, bestimmt mehr als 1000 Anlässe dankbar zu sein für diese Aufgabe. Vielleicht sogar noch mehr. Denn ich kann mir keinen schöneren Job vorstellen. Ich habe den schönen Teil vom Lehrer:innensein: Jede Menge lustige, neugierige, interessierte Kinder treffen, mit ihnen Quatsch machen, vorlesen, sich eine Menge Neues ausdenken und sie fürs Lesen zu begeistern. Keine Noten, keine pädagogischen Gespräche, keine schlimmen Ermahnungen oder Hausaufgaben kontrollieren. Ey, mal ehrlich, das ist doch das allertollste!

7500 Kindern bin ich 2025 begegnet – das weiß ich, weil ich dreimal Autogrammkarten nachbestellen musste. 130 Lesungen waren es, viele neue Bands habe ich mit „Die coolste Klasse des Planeten“ gegründet, bestimmt 50 neue Wortspiele habe ich mit „Linkslesestärke“ eingesammelt, ordentlich Theater mit „Krawall im Klassenzimmer“ gemacht und viel über Politik diskutiert mit den „Isar-Detektiven“. Daneben habe ich drei Bücher geschrieben: Zwei neue Bände für „Krawall im Klassenzimmer“ und einen neuen Band „Die Isar-Detektive“, der im Oktober erschienen ist – „Verfolgungsjagd über der Isar“. Dieses Mal geht es bei den vier Ermittlern um nichts Geringeres als die Demokratie, die gerettet werden muss. Und diese Mission führt die Detektive direkt aufs Dach des Bayerischen Landtags. Soweit sind Stefan Leuchtenberg, der Illustrator, und ich bei der Vorstellung von Band 5 nicht gekommen – nur in den Plenarsaal und zwar dorthin, wo normalerweise das Präsidium sitzt.
Im Plenum waren vier Klassen aus ganz Bayern, die der Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die das Buch wieder vorgestellt hat, und uns lustige Fragen stellen durften. „Bewerten Sie Ihren Job von 1- 10“ zum Beispiel. Die Landtagspräsidentin votierte für 8,5. Mein Votum ist 9,5 (und ich würde bei allem Respekt und Ehrfrucht vor dem Amt niemals tauschen wollen). Denn wenn ich mit Ilse Aigner in einer Schule wie der Mittelschule Schliersee aus den „Isar-Detektiven“ vorlesen und für die Demokratie Werbung machen darf und mit den Kindern darüber diskutieren darf, wie sie sich schon in die Politik einmischen können, wie sie gehört werden und warum das am besten in der Demokratie geht – dann ist das auch für die Autorin sowieso schon unübertroffen.
Und wenn man dann so viel tolles Feedback und so viel Leser:innenbriefe bekommt – dann ist das wirklich etwas, für das man nur rundum dankbar sein kann. So viele tolle Fanpost wie dieses Jahr habe ich übrigens selten bekommen. Sogar aus Frankreich, genauer gesagt aus Fountainbleu, kamen Briefe mit Vorschlägen für neue Bücher: Eine Klassenfahrt vielleicht, die schief läuft? Oder eine Schule im Weltall? Formidable!
Okay, es gibt natürlich schon ab und zu mal was, das nervt. Vielleicht das frühe Aufstehen bei Lesungen und das Bahnfahren, wenn mal wieder was nicht klappt. Aber das macht die Begeisterung der Kinder bestimmt wieder wett. Ich durfte dieses Mal bei der Münchner Bücherschau Junior zur Ehrung des Schreibwettbewerbs der Isarautoren eine kurze Lesung geben, dort auf einem Podium über Leseförderung diskutieren (s.o. mit dem Buchfluencer Benni Cullen und Arena-Programmchefin Alexandra Schönleben) und bei der Münchner Bücherschau im Herbst dann noch einmal vor 140 Kindern jeweils im Haus der Kunst aus „Krawall im Klassenzimmer“ lesen. Das war echt eine Schau! Alle Bücher auf den Schlag ausverkauft, Signieren auf dem Arm inklusive.
Aber das sind nur ein paar deer Highlights, ich erinner auch die vielen schönen kleinen Begegnungen und Fragen, die versteckten Umarmungen, die kleinen verschmitzten Unterhaltungen am Rande, oder die kleinen Anregungen, die mir mitgegeben wurden. In Weißenburg hat ein Fan der „Isar-Detektive“ eine unglaubliche Cover-Zeichnung gemacht, aus Göttingen kamen total witzige „Theoretikerclub“-Zeichnungen. Ach, das Lob gebührt ja eigentlich den Illustrator:innen in dieser Sache, ich schreibe doch nur die Geschichte um die Bilder herum. Stefan Leuchtenberg gibt seinem Job übrigens auch eine 9 von 10 – dabei darf er nur ganz selten zu Lesungen. Aber mit Kindern und für Kinder arbeiten ist einfach eine Aufgabe, die tief zufrieden machen kann.
Dass Lesefreude wirklich ansteckend ist, habe ich übrigens in Völklingen erleben dürfen: Dort hat, nachdem alle gebannt den Streichen aus „Krawall im Klassenzimmer“ gelauscht haben, sich ein paar findige Nasen das Streichemachen gleich selbst angeeignet – und die Turnhalle abgeschlossen, sodass keiner mehr hereinkam. So war’s zwar nicht gedacht, aber das Lesen bietet manchmal auch unvorhergesehene Risiken und Nebenwirkungen – unter anderem einen eigenen Kopf bei den Bücherwürmern! Wie schön, wenn man das ein bisschen fördern darf.
