Trabbel hoch drei mal zwei

Er ist da, der zweite Band der „Trabbel-Drillinge“. Über den vielen Lesereisen bin ich noch gar nicht dazu gekommen, den Neuzugang in meinem Bücherregal angemessen zu feiern. Dabei hätte ich zum Festtag eigentlich ein paar Macarons backen müssen. Obwohl ich gestehen muss, dass ich noch ein bisschen mehr Übung brauche, um so perfekt zu werden wie Franka.

Im neuen Band betreibt sie das Macaron-Backen nämlich ganz profimäßig. Sie verdient damit sogar ein bisschen Geld. Denn das Hotel von Mama Babs läuft schlecht und die hat sich noch dazu einen Freund gesucht, der ihr bei dem ganzen Finanz-Dilemma helfen soll. Und noch ein weiteres Dilemma ist bei den Trabbel-Drillingen im Anmarsch: Bella und Vicky sind noch einmal dem Glamour ihrer Heimatstadt Berlin erlegen und haben allerschlimmstes Heimweh. Zwischendrin sorgen Oma Eleonore mit ihrem neuen Instagram-Ruhm und noch ein paar Lämmer von der Nachbarwiese für ordentliches Chaos rund um die Trabbel-Villa. Also, es gibt ganz viel Neues im Leben der Drillinge.

Nachdem ich schon so viele Einzelheiten verraten habe, kann ich eigentlich auch gleich den Untertitel verraten: „Lämmer, Glamour und Macarons“. Ach ja, und eine neue Haarfarbe haben sie auch. Seht selbst…

Mir hat das Schreiben richtig viel Spaß gemacht. Die Trabbel-Drillinge sind mir ganz eng ans Herz gewachsen und ich fühle mich ein bisschen selbst wie eine Trabbel. Vielleicht brauche ich auch mal eine neue Haarfarbe … petrolgrün wäre doch schick?

Wer möchte, kann a, schon mal ein bisschen reinlesen und b, schon mal reinhören. Die großartige Mia Diekow hat die CD eingesprochen. Ich finde es sogar noch ein bisschen lebendiger als Band 1.

Apropos Meinung, die ersten Kritiken gibt es auch schon (das ist der Vorteil, wenn man erst so spät dazu kommt, sein neues Buch vorzustellen). Maike Soest schreibt: „Die Geschichte fand ich einfach richtig toll, sie war stellenweise unglaublich lustig (ich sage nur Schafe) außerdem ziemlich spannend und sie hat mich einfach sehr gut unterhalten. Ich fand es auch toll, dass es diesmal auch ein bisschen ernster wurde.“

Und die tolle Buchbloggerin Corni Holmes (genau die mit dem supersüßen Sittich Monty) lobt: „Anja Janotta hat hier erneut eine wunderbar witzige, herrlich turbulente und auch tiefsinnige Geschichte geschrieben, die einen bestens unterhält und zum Nachdenken anregt. Diese Mischung konnte mich bereits im ersten Band hellauf begeistern.“

Dankeschön. Ob vor Verlegenheit rotwerdende Wangen sich eigentlich mit petrolgrün beißen?

Frederick allerorten

Die Bedingungen konnten nicht besser gewesen sein für eine Woche mit dem Frederick Tag in Baden-Württemberg. Der Oktober hat noch einmal über 20 Grad aufgefahren, das Allgäu, die Schwäbische Alp und der Bodensee zeigten sich von ihren einladendsten Herbstfarben. Am Montag durfte ich die Lesereise sogar mit einem Frühstück mit Blick auf den Bodensee beginnen.

Und dann muss ich sagen, dass ich nur, wirklich nur tolle Büchereileute kennengelernt habe. Wie fest die Büchereien und das Lesen hier im Leben der jungen Leser verankert sind, zeigt, dass bei nahezu allen Lesungen der “ Linkslesestärke“ die Bücher-Ei gemalt wurden und auch sonst viele Wortspiele mit Büchern und Lesen auf die Tafeln gezeichnet wurden.

Und genau deshalb will ich allen BüchereileiterInnen, allen BüchereimitarbeiterInnen noch einmal ganz dollen Applaus spenden. Das sind Frau Luley aus Kusterdingen, die meine Schwäche in Sachen Technik sehr souverän ausgeglichen hat, Frau Karolczak aus der Gemeindebücherei Kirchtellinsfurt, die mich bei meiner Schwäche für Schokolade gepackt hat, Frau Lins aus der Gemeindebücherei Baindt, die mit ihrer Grundschule jedes Jahr ein eindrucksvolles Lesungsprogramm aufstellt, Frau Hapke aus Mengen, die trotz provisorischer Unterbringung die Bücherei zu einer kleinen Heimat macht und mit mir meine Pralinen-Leidenschaft teilt, Frau Feldt, die ihre Bibliotheks-Heimat in einer 500 Jahre alten Kornkammer in der Stadt Pfullendorf hat. Wie auch Herr Böbel aus Leutkirch, der begeistert am liebsten selber an der Tafel linkslesestarke Wortspiele gemalt hätte. Davor war ich noch in Meckenbeuren, wo Frau Tinnacher mit mir nebenbei über großartige Literatur diskutiert hat. Auch Frau Domnick arbeitet in Wangen in den Räumen einer ehemaligen Kornkammer, die ganz modern und wunderschön renoviert wurden.

Und in Kressbronn ist die Gemeindebücherei von Frau Kögler noch so brandneu  – 14 Tage jung an meinem Lesungmontag – , dass ich die allererste war, die hier gelesen hat. Noch vor Ralph Caspers (von „Wissen macht Ah“). Was für eine riesige Ehre!

Mitgebracht habe ich jede Menge neue Wortspiele für die Wort-Acker-dem-ih: Den Noten-Schlüssel, den Laub-Baum, die Ab-Gase und die Arsch-Bombe, Himmel-Blau, Haus-Schuh, Sonnen-König und Katzen-Klo.

 

 

Auf Hoher See mit Käpt’n Book

Die Bonner können nicht nur Karneval, sie können auch Bücher. Und vor allem Kinderbücher. Das Käpt’n Book Festival, das nicht nur in Bonn, sondern mittlerweile über alle Stadtgrenzen heraus gewachsen ist, ist der eindrucksvolle Beweis. 46 Kollegen waren mit dabei, darunter so große Namen Christian Linker, Judith Burger, Thomas Engelhardt, Rüdiger Bertram, Maja Nielsen oder Jutta Nymphius.

Bereits zum zweiten Mal war ich darunter und es war ein bisschen wie Heimkommen, denn viele der Orte kannte ich schon: Die Bücherei in Tannenbusch zum Beispiel. Oder das Axenfeldhaus in Godesberg. Das Schöne an den vielen Einsatzorten ist, dass man ganz viele Seiten von Bonn kennenlernt, viele unterschiedliche Kinder und Klassen trifft und ganz verschiedene Dinge sieht, die die Kinder so  beschäftigen.

So zum Beispiel die Viertklässler der Finkenhofschule, die gerade selbst Gruselgeschichten schreiben und die grauenhaftesten Monster dazu in Zuckerkreide gemalt haben. Die wollten ganz konkrete Tipps wie sie eine Überschrift besser hinbekommen und wie man überhaupt besser schreibt. Die Tipps fallen bestimmt auf fruchtbaren Boden: Sage und schreibe 25 und damit mehr als die Hälfte der Zuhörer träumt davon, später mal Autor zu werden. Wer weiß, vielleicht lesen sie später selbst mal bei dem Fest-tief-All.

Klar, dass Die Kids auch ein Mond-Ster gemalt haben, dazu kommt noch der Zebra-Streifen.

 

 

 

Und aus der EÖB der Christuskirche habe ich mitgebracht: das Schaukel-Pferd, die Kreuz-Fahrt und der Steinzeit-Mensch. Allesamt zu finden in der Wort-Acker-dem-ih.

Ach ja, und ein „Käpt’n Book“ war auch dabei. Danke für die tolle Einladung.

Hohe Dichtkunst im Vogtland

Ein Lob – aber für einen fremden Text? Man könnte fast beleidigt sein, wenn einem als Autor das passiert, aber nein, das ist eigentlich eines der schönsten Komplimente für unseren Job. Auf meiner Lesereise durch das Vogtland hatte ich am Donnerstag von der Klassenlehrerin der Oberschulklasse in Oelsnitz einen Gedichtband geschenkt bekommen von Robert Gernhardt (Dankeschön noch einmal!). Weil ich diesen sehr mag, habe ich gleich einen Vierzeiler daraus vorgelesen. Und ein Schüler kommentierte im Zusammenpacken: „Das ist gut.“

Ja, ist es. Da gibt es kein Vorbei. Und auch wenn ich gerade vorher eine gute Stunde lang unter Verrenkungen und ruinösem Einsatz meiner Stimme meine eigenen Worte  vorgetragen hatte, war das Beste geschehen, was man in einer Lesung erleben kann: Irgendwo ist ein Funken Literatur, ein Fünkchen  Geschriebenes übergesprungen. Wenn dann ein Sechstklässler ein Gedicht meiner leichten Unterhaltung vorzieht – egal. Mission erfüllt. Außerdem kann man ja nicht sagen, dass die acht Lesungen im Vogtland so völlig frei von Feedback gewesen wären.

Begeisterte Sprechchöre in der Grundschule in Ellefeld, Schattenspiele in Klingenthal, peinlichen Einlagen mit explodierenden Milchdöschen in Markneukirchen und durchaus einigen recht tiefgehenden Fragen. Ob man als Vorleserin eigentlich vor jedem Auftritt nervös sei, las jemand von seinem Zettel vor. Ja, kann ich da nur sagen, unfassbar, muss auch so sein, weil man nur mit ein bisschen Aufregung aufmerksam und spontan sein kann. Weil man nur dann keine Abziehbild- Veranstaltung macht und jede Lesung anders werden darf und kann.

Bleibt nur zu sagen, dass ich wirklich bei allen Lesungen ziemlich aufgeregt war, ein riesiges Dankeschön an das großartig liebevolle Team vom Literaturwagen, an alle begeisternde Lehrer und an alle anderen Vogtländer.