Ein Lob – aber für einen fremden Text? Man könnte fast beleidigt sein, wenn einem als Autor das passiert, aber nein, das ist eigentlich eines der schönsten Komplimente für unseren Job. Auf meiner Lesereise durch das Vogtland hatte ich am Donnerstag von der Klassenlehrerin der Oberschulklasse in Oelsnitz einen Gedichtband geschenkt bekommen von Robert Gernhardt (Dankeschön noch einmal!). Weil ich diesen sehr mag, habe ich gleich einen Vierzeiler daraus vorgelesen. Und ein Schüler kommentierte im Zusammenpacken: „Das ist gut.“
Ja, ist es. Da gibt es kein Vorbei. Und auch wenn ich gerade vorher eine gute Stunde lang unter Verrenkungen und ruinösem Einsatz meiner Stimme meine eigenen Worte vorgetragen hatte, war das Beste geschehen, was man in einer Lesung erleben kann: Irgendwo ist ein Funken Literatur, ein Fünkchen Geschriebenes übergesprungen. Wenn dann ein Sechstklässler ein Gedicht meiner leichten Unterhaltung vorzieht – egal. Mission erfüllt. Außerdem kann man ja nicht sagen, dass die acht Lesungen im Vogtland so völlig frei von Feedback gewesen wären.
Begeisterte Sprechchöre in der Grundschule in Ellefeld, Schattenspiele in Klingenthal, peinlichen Einlagen mit explodierenden Milchdöschen in Markneukirchen und durchaus einigen recht tiefgehenden Fragen. Ob man als Vorleserin eigentlich vor jedem Auftritt nervös sei, las jemand von seinem Zettel vor. Ja, kann ich da nur sagen, unfassbar, muss auch so sein, weil man nur mit ein bisschen Aufregung aufmerksam und spontan sein kann. Weil man nur dann keine Abziehbild- Veranstaltung macht und jede Lesung anders werden darf und kann.
Bleibt nur zu sagen, dass ich wirklich bei allen Lesungen ziemlich aufgeregt war, ein riesiges Dankeschön an das großartig liebevolle Team vom Literaturwagen, an alle begeisternde Lehrer und an alle anderen Vogtländer.