150 Lesungen, 2 Bücher und unendlich viel Spaß an Begegnungen – das war 2023

Nur ein paar Stationen dieses Jahres – alle abzubilden würde jedes Bild sprengen.

„Lesen macht Spaß“ – das hängt an einer Lichterkette, die ich bei einer Lesung in diesem Jahr in Windach geschenkt bekommen habe. Das kann ich nur bestätigen: Es macht Spaß. Immer noch. Auch nach 150 Lesungen – das war eine Punktlandung 2023 – ist der Spaß genauso groß am Ende wie am Anfang des Jahres. Das muss an diesen vielen großartigen, hochengagierten und weltoffenen Buchmenschen liegen, denen ich immer wieder begegne. Und so ist es an Weihnachten dann so, dass ich mich am meisten über dieses Geschenk freue: Die Begegnungen des Jahres.

Die reizende Schülerin der Grundschule in Windach hat diese umwerfende Kette gebastelt.

Das ist nicht so dahingesagt. Denn für mich sind diese Begegnungen das Schönste an meinem Beruf. Rund 7.500 Kindern durfte ich 2023 begegnen und vorlesen, 200 lesebegeisterten Lehrer:innen, mehreren Dutzend unermüdlichen Leseveranstalter:innen und vielen enorm engagierten Leseförder:innen.

Na klar, auch das Schreiben macht Spaß. Auch wenn es ein bisschen einsam ist und manchmal frustrierend. Dafür darf man dann am Ende des Jahres ein, zwei oder sogar noch mehr neue Bücher in der Hand halten. Zwei waren es für mich im Jahr 2023. „Klassenfahrt außer Kontrolle“, ein Super lesbar-Buch bei Gulliver, hat sich innerhalb kürzester Zeit ein „Bestseller“-Schildchen bei Amazon erarbeitet und ist schon nach drei Monaten in die zweite Auflage gegangen. Cool, auch weil ich das Buch gemeinsam mit dem Netzlehrer Bob Blume, Beltz-Verlagsleiterin Petra Albers und Manuela Hantschel, der Leiterin des Bundesverbands Leseförderung auf der Buchmesse in Frankfurt vorstellen und darüber diskutieren durfte, welche Art Lektüre Leseförderung heute braucht. (Mehr zu dem Thema auch in einem Blog-Beitrag zur Leseförderung, den ich für Beltz geshrieben habe.)

Und dann gab es 2023 noch eine Neuerscheinung, bei der ich nur eine von 25 Leuchten an der Lichterkette bin: „Komm mit in die Berge“ (Schneider Buch) ist nämlich eine Gemeinschaftsproduktion der Isarautoren, einem Zusammenschluss der Münchner Kinder- und Jugendbuchschreibenden. Weil ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen Nina Müller, Meike Haas und Sabine Bohlmann ein wenig versuche, uns ein bisschen bekannter zu machen im Umkreis, ist es auch ein besonderes Projekt für mich (das ohne die glorreiche Kollegin und Agentin Michaela Hanauer niemals realisiert worden wäre). Nina Müller hat sämtliche tollen Illustrationen gemalt, unter anderem auch die von meiner Geschichte „Gustl lügt das weißblaue vom Himmel herunter“. Auf der Bücherschau Junior im März in München durften wir das Buch mit einem großen Knall und Donnergrollen vorstellen.

Neustart Kultur-Kleeblatt: Meike Haas, Nina Müller, Frau Janotta und Margit Ruile.

Mit Nina und Meike und dazu noch Margit Ruile war ich mit Neustart Kultur auch 2023 wieder unterwegs, dieses Mal an sechs Stationen: Stadtbergen, Neuburg an der Donau, Großhadern, Wörthsee, Puchheim und Gilching. Ein herzliches Danke noch mal für die Förderung. Daneben durfte ich auch wieder mit ganz vielen tollen Kolleginnen und Kollegen auf Lesefesten und Lesewochen unterwegs sein, u.a. im zauberhaften St. Gallen, im quirligen Zürich, im verregneten Luzern, im ebenso verregneten Braunschweig und am Bodensee. Da war es dann auch – genau – sehr verregnet, vor allem an meinem Tag in Konstanz, auf den ich mich so gefreut hatte.

Wegen Schneeeinbruch kam ich im Dezember nicht rechtzeitig zur Lesung.

Zum Glück ist man, auch wenn man allein unterwegs ist, niemals allein. Das liegt an den vielen wunderbaren Buchmenschen, die Bücher jeden Tag zu ihrem Herzensprojekt machen. Ich versuche meinen herzlichsten Dank mal an dieser Stelle in chronologischer Reihenfolge anhand der Lesereisen dieses Jahres aufzufädeln – der geht an: Frau Pecher von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedien und Frau Cordell-Hohmann vom Michaelsbund, Frau Langenheim von der Stadtbücherei in Esslingen, Frau Ripp von der Bücherei Aalen, Frau Lehnert und Frau Kaschel-Krauß von der Bücherei in Wasseralfingen, Julia und Renate von Schule und Kultur in Zürich, Frau Rehorst vom AJG Neuenkirchen, Frau Omvlee von der Stadtbibliothek Gütersloh, Frau Habighorst von der Stadtbibliothek Bielefeld, Richi und Kati von Kklick aus St. Gallen, Herr Peterknecht von der gleichnamigen Erfurter Buchhandlung, Frau Kamchen von der Stadtbibliothek Straubing, Frau Rehberger-Strobel von den Lechwerken, Frau Hartmann von der Leselust Gilching, Frau Seeliger-von Gemmingen von der Bücherei in Wörthsee, Frau Weinberger von der Bibliothek in Puchheim, Frau Detgen von der Stadtbücherei München gemeinsam mit ihren Kolleginnen in dne Stadtteilbibliotheken, Frau Simon von der Grund- und Mittelschule in Monheim, Frau Möhlmann von der Stadtbücherei Weener und Frau Kellermann von der Bücherei Westoverledingen, Frau Oechsle-Archangi von der Propsteischule in Westhausen, Frau Schwarz von der Karl-Stirner-Gemeinschaftsschule in Rosenberg, Frau Hrach von der Realschule Obertraubling, Frau Thürmer von den Städtischen Bibliotheken in Singen, Frau Gietz aus Stockach und Frau Horn und ihre Kollegin Frau Löffler von der Stadtbibliothek Konstanz, das fabelhafte Team der Braunschweiger Jugendwoche mit Hilke, Hilke, Jonah und Thomas (uvm.), Leslie vom ZEMBI in Luzern, Frau Herrmannsdörfer von der Grundschule in Windach sowie Katrin und Ruth vom Friedrich-Bödecker-Kreis Saarland.

Damit das alles klappt, hat zum einen Sassa Kraft vom Beltz-Verlag kräftig die Trommel gerührt, zum anderen meine zauberhafte Leseagentin Sabine Fecke (hier mal die Kontaktdaten, falls jemand eine neue Lesung arrangieren möchte: Sabine Fecke erreicht ihr hier; Sassa Kraft erreicht ihr hier). Sonst können sie ja alles möglich machen, nur ein paar Dinge leider nicht: Gesperrte Bahnhöfe öffnen zum Beispiel, die wegen Bombenalarms gesperrt sind (wie in Braunschweig), Schneemassen aufhalten (wie neulich, als ich ins Saarland fahren wollte) oder Bahnstreiks verhindern (wie neulich, als ich aus dem Saarland wieder zurückfahren wollte).

Auch ich sammle manchmal Autogramme.

Eine Begegnung gibt es, die mich in diesem Jahr geanz besonders gefreut hat: Ich durfte am Rande der Frankfurter buchmesse Andreas Steinhöfel treffen. Mein persönlicher Fan-Girl-Moment, denn meine kindliche Begeisterung sein „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ waren ausschlaggebend dafür, dass ich eines Abends gesagt habe: „Ich schreibe jetzt auch Kinderbücher“. Das war vor fast genau zehn Jahren übrigens. Und wenn man Fan-Girl-Momente wirklich zu solchen macht, dann lässt man sich auch auf dem Unterarm unterschreiben. Habe ich gemacht. Habe ich bekommen. War ein supertoller Moment. Und Andreas war echt gerührt, als ich ihm erzählt habe, dass ich wegen ihm schreibe.

Nächstes Jahr warten auch schon viele, viele schöne Termine und Projekte auf mich: Unter anderem kommt im März ein neues Abenteuer der „Isar-Detektive“ heraus, den wir voraussichtlich wieder groß im Bayerischen Landtag vorstellen werden. Es geht – neben der Leseförderung – um Demokratie und freie Wahlen. Daneben schreibe ich an einem weiteren Schulabenteuer für die Gulliver-Reihe „Super lesbar“.

Das freut mich wirklich sehr, wenn ich in dieser Serie weiter werkeln und wirken darf. Denn in Sachen Leseförderung kann man wirklich nicht genug tun, scheint mir, wenn man die aktuellen Pisa-Leistungen anschaut. Nachdem ich in diesem Jahr auch in manchen deutschen Lehrerzimmern Kaffee trinken durfte, wundert es mich nicht mehr wirklich, dass die Motivation der Förderprofis vielleicht auch mal abnimmt. An manchen Stellen erzählt schon die Ausstattung der Lehrerzimmer Bände darüber, wie sehr die Arbeit von Lehrer:innen in Deutschland wertgeschätzt wird: von lieblos zusammengezimmerten Resopal-Möbeln, durchgesessenen Stühlen, über kaputte Kaffeemaschinen und Kopierer bis hin zu ins Lehrerzimmer wuchernde Lehrerbibliotheken, die manchmal so alt sind wie mein Geburtsjahrgang 1970. Herausgestochen hat umgekehrt ein umfangreicher Neubau, den ich in einem kleinen Ort im Kanton Luzern kennengelernt habe. Die Primarschule mit 50 Schülerinnen und Schülern hat eine umfangreiche BIbliothek, ein komplett vertäfeltes Lehrerzimmer mit bis ins Detail ausgestatteter Küche, Mikrowelle, und Espressomaschine. Und ein fabelhaft engagierter Lehrer, der mit den Kindern eine sensationelle Aussicht vom Balkon in die Berge genießen darf.

Ja, auch in Deutschland gibt es tolle Neubauten: Unserer Schule in meinem Heimatort Weßling ist gerade eine sehr coole Schule im Lernhaus-Stil neu eingeweiht worden – auch das Lehrerzimmer kann sich wirklich sehen lassen. Die leere Schulbücherei allerdings könnte noch ein bisschen mehr Bücher brauchen (weswegen ich meine alle gleich mal gespendet habe). Solche Startchancen und anregende Umgebung für eine starke und neugierige, lese- und lernfreudige Schulgemeinschaft möchte ich mir allerorten für alle Leseanfänger:innen, Lesefans und Lesemuffel wünschen. Euch allen wünsche ich einen guten Start in ein fröhliches, kreatives Jahr in der Buchhandlung, im Lesesessel oder in der Bücher-Ei mit vielen Leseentdeckungen, Buch-Staben und Abenteuern auf der Suche nach dem ultimativen Wort-Schatz. Ich gehe gerne wieder mit Euch auf die Suche im Jahr 2024.

Aus der Bahn in Saarbrücken

In den äußersten Westen von Deutschland, nach Saarbrücken, zu kommen war nicht so leicht. Ich bin ja wirklich überzeugte Bahnfahrerin, aber die hat erst Schnee und dann Streik zwischen mich und die Lesungen geschaufelt. Wegen des massiven Wintereinbruchs in München konnte ich erst am Montag los, denn die S-Bahnen fuhren nicht und auch der Fernverkehr war eingeschränkt. Auch wenn es mir ein paar schöne Schneespaziergänge beschert hat, das Wetter, ich wäre trotzdem lieber in einem überhitzten Klassenzimmer im Saarland gestanden.

Also mussten wir zähneknirschend zwei Lesungen verschieben, die jetzt im Januar stattfinden werden. Aber der Rest war dann wirklich sehr fein im Saarland. Lebhafte Diskussionen mit den Klassen, feines Essen und zwei wahnsinnig reizende Organisatorinnen vom Friedrich Bödecker Kreis Saarland.

Gemeinsam mit der Büchereileiterin Frau mostashiri in St. Ingbert (Foto: Jürgen Bost).

Als nämlich dann – nach den ersten Startschwierigkeiten – auch noch die Bahnstreiks angekündigt waren, haben sie mir einfach eine Nacht im Hotel verlängert und ich konnte ganz entspannt am Samstag nach München reisen. Danke Ruth und Katrin! Und am Freitag bin ich dann einfach von der Bahn auf den Bus umgestiegen. Bätsch, Herr Weselsky.

Und so war die letzte Lesung des Jahres in St. Ingbert auch ein voller Erfolg: „Boah, das ist aber eine geniale Lesung“ seufzte ein Junge aus der letzten Reihe, als wir im Dunkeln „Die Nacht in der Schule“ gelesen haben. Ein schöneres Kompliment gibt’s doch kaum. Und so kann ich – der Zufall hat es wirklich genau genommen in diesem Jahr – die 150ste Lesung für 2023 mit einem sehr zufriedenen Grinsen abschließen.

Schön war’s. Am 8. Januar geht es im neuen Jahr dann wieder los.

Bezaubert von dem Fee

Helen von Kunterbuntes Lesesofa und ich kennen uns gut – auf der Buchmesse sind wir zusammen von Stand zu Stand gezogen. Helen ist aber nicht nur Buchliebhaberin, Buchkriterikerin und leidenschaftliche Leserin, sondern auch Grundschullehrerin in Windach in Oberbayern.

Und so durfte ich in der vergangenen Woche bei ihr in der Klasse lesen. Das war eine Schau, denn die Klasse kannte ja nicht nur „Fanny und der fast perfekte Fee“, sondern auch „Die Isar-Detektive“ und noch ganz viele andere Bücher von mir. Und entsprechend waren die Kids vorbereitet. Gelesen habe ich die „Linkslesestärke“. Aber die Klasse hatte zum Vorlesetag schon komplett „Fanny und der fast perfekte Fee“ gehört. Dazu hat die Klasse umwerfende Zeichungen angefertigt.

Wollt Ihr mal sehen? Ich bin immer noch völlig geflasht – was die Vorstellungskraft an unterschiedlichsten Figuren aus meinem Jerome gezaubert hat. Und wie zauberhaft, dass sich die Kinder so restlos auf diese Story einlassen können. Sie haben mir Lesezeichen gebastelt und eine Lichterkette mir „Lesen macht Spaß“ und noch einem Fee … Die hängt jetzt als permanente Deko bei mir im Büro. Gleich am nächsten Tag war sie blinkend im Einsatz – als ich für den Buchklub.at und 300 Schüler:innen aus Österreich aus „Fanny und der fast perfekte Fee“ lesen durfte – vom Schreibtisch aus. Und das war gut so, denn von Klagenfurt bis nach Tirol, wo 30 Zentimeter Schnee lagen, hätte ich es vielleicht gar nicht geschafft. Mittlerweile liegen bei uns auch Massen von Schnee und ich muss gucken, dass ich es zur nächsten Lesung schaffe. Wenn ich doch wenigstens Jerome hätte, der mich Richtungswünschen könnte.

PS: Und natürlich gibt es auch wieder Neuzugänge für die „Wort-Acker-dem-ihW auf www.linkslesestaerke.de: Straßen-Bau, Stern-Bild und Aschen-Becher …

Autogramm-Sammler in Luzern

Täglicher Arbeitsweg in Luzern.

Im Schulhaus Kottwil im Kanton Luzern sammelt Rolf Lindemann Autogrammkarten von Autoren und Autorinnen in einer kleinen Box – neben den Urlaubskarten seiner Fünft- und Sechstklässler. Eine anschauliche Menge hat er darin schon gehortet, so oft hat im Leslie Schnyder vom ZEMBI an der PH Luzern jemanden an die Schule geschickt.

Das alte Schulhaus von Kottwil – mit Brunnen vor der Tür.

Jedes Jahr ist an der Schule eine Autorenlesung, jeweils abwechselnd für die einzelnen Jahrgänge. Da braucht die Autorin nicht erst fragen, ob die Kids wissen, wie die Veranstaltung normalerweise abläuft. Klar doch: Erst lesen, zwischendrin diskutieren und lachen und dann ganz viel fragen. In der nigelnagelneuen Schule – viel Holz, helle Farben und ein Balkon mit einem weiten Blick in die sanfte Schweizer Landschaft – ist die Atmosphäre genau so herzlich und persönlich wie der gastgebende Rolf Lindemann. Schließlich gehen hier nur 50 Schülerinnen und Schüle ein und aus. In Ebersecken sind es nochmal eine Handvoll Kinder weniger. 15 davon habe ich vorgelesen – allen Kindern aus der Jahrgangsstufe 3 bis 6. Und selbst in dieser wirklich entlegenen, aber dafür super entzückenden, kleinen Schule, die mangels Schülerzahlen leider nächstes Jahr schließen muss, gibt es eine gut bestückte Bibliothek. Gehört einfach zweifelsohne dazu in einer Schweizer Primarschule (kleiner Hinweis nach Deutschland …).

Unglaubliche Buch-Auswahl in Steinhausen.

Nun haben sie in Ebersecken jetzt nicht ganz so viele Medien wie Pia D’Oto aus Steinhausen ausleihen darf: Stolze 13.000 sind es dort für Schüler:innen und Lehrpersonen. Mit zwei Kolleginnen empfängt Pia D’Oto jede Klasse einmal in der Woche für eine Stunde in der Mediathek. Da kommt sie schon mal auf 30.000 Ausleihen pro Jahr. 2022 habe ich mich ja spontanverliebt in diese lesebessene Schule. Und das auch – aber nicht nur – weil ich das letzte Mal eine sooo schöne Rückmeldung bekommen habe: „J. meidet seit Jahren Bücher und liest lediglich das, was er unbedingt muss um seine Hausaufgaben zu lösen. Nach Ihrer Lesung kam er schwer begeistert von der Schule nach Hause und hat sich sogar in der Mediathek als Erster „Linkslesestärke“ ausgeliehen. Und er hat es tatsächlich geschafft das ganze Buch zu lesen – für ihn ein riesengrosser Effort. Entsprechend stolz war er auf sich. Langer Rede kurzer Sinn. Seither hat er tatsächlich angefangen auch andere Bücher zu lesen und zu Weihnachten hat er sich „Linkslesemut“ gewünscht – noch vor ein paar Monaten undenkbar. Ich möchte Ihnen von Herzen für diese wunderbare Begegnung danken. Für J. war es ein riesiger Gewinn.“ Das ist auch für mich unglaublich motivierend und wunderschön.

Wie toll also, dass ich in diesem Jahr nochmal vorbeischauen durfte. Und die Lesungen waren – wenn es das überhaupt noch geben kann – nochmal perfekter als im vergangenen Jahr. Die große Liebe wird also noch lang erhalten bleiben. Ich habe mit der „Linkslesestärke“ zudem noch jede Menge neuer Wortspiele mitgebracht: Allen voran ein Stein-Hausen 😊 Und dann sind da aber noch Sonnen-Brille-Kreis-Lauf, Kletter-Steig, Unter-der-Erde und Clown-Nase. Aus Ebersecken sind neu hinzu gekommen: Lehr-Person, Bam-Bus, Oa-Asse und Eis-Bär (wie immer alles zu finden in der Wort-Acker-dem-ich auf www.linkslesestaerke.de).

Gibt den Autoren jedes Jahr eine Heimat: Das Hotel Rebstock.

Aber nicht nur der kreative Seite, auch die kulinarische ist das, was ich an der Lesereise nach Luzern so sehr schätze. Das liegt an der netten Unterbringung im „Rebstock“, und an der Gastfreundlichkeit der ehemaligen Besitzerin Claudia Moser, die es sich mit 84 Jahren immer noch nicht nehmen lässt, einmal in der Woche alle Autoren (und es sind in vier Wochen über 50 gewesen dieses Mal!) zu sich in die Stube einzuladen und zu bekochen. Welch gelebte Gastfreundschaft!

Und damit ich nicht nur von Kottwil, Ebersecken und Steinhausen schwärme: In Triengen haben wir echt viel Spaß gehabt mit der „Fanny“, rosa Perücken, einer Menge lustiger Ideen für neue Geschichten – wie wäre es zum Beispiel mit einem Schulkeller, in dem alle beschlagnahmten Gegenstände plötzlich ein Eigenleben bekommen?

Lesung in der Luzerner Primarschule Moosmatt.

Und in der Luzerner Primarschule Moosmatt hätten wir am liebsten gleich einen Adventskalender mit einer skurrilen und gruseligen Fortsetzungsgeschichte geschrieben.

Apropos Fortsetzungsgeschichte – darf ich nächstes Jahr wiederkommen nach Luzern, bitte? Ich muss mal sehen, ob es in dieser Stadt nicht irgendwann besseres Wetter gibt, wenn ich komme. Das war nämlich der einzige vernieselte Punkt auf meiner Agenda.

Eisener Tugendwächter in Braunschweig

Oben von l. nach r.: Rieke Patwardhan, Oliver Schlick, Anja Janotta, eisener Ritter, Kai Pannen, Rebecca Elbs, christian Linker; unten von l. nach r.: Rüdiger Bertram Antonia Michaelis, Hansjürgen Feldhaus, Katja Frixe.

Immer wenn wir Autorinnen und Autoren in Braunschweig sind, verfolgen wir ein paar eingespielte Rituale, die sich im Laufe der vielen Jugendbuchwochen etabliert haben. Das obligatorische Foto mit dem eisernen Ritter in unserem bewährten Hotel Deutsches Haus gehört dazu zum Beispiel. Zum 43. Turnus der Lesungsveranstaltung haben wir es sogar geschafft, mehrere wunderbare Gruppenfotos aufzunehmen.

Kann man uns die ausgelassene Klassentreffen-Stimmung ansehen? Vielleicht ein bisschen, denn der gute eiserne Kerl war plötzlich um eine Tarnung reicher: Sonnenbrille und Schlapphut. Vielleicht damit er später nicht so genau hinsah, was die plötzlich losgelassenen Autorinnen und Autoren noch so ausgeheckt haben.

Mit dabei waren neben meinen beiden Münchner Kolleginnen Annette Röder und Silke Schellhammer außerdem noch Christian Linker, Katja Frixe, Oliver Schlick, Kai Pannen, Will Gmehling, Rüdiger Bertram, Rebecca Elbs, Rieke Patwardhan, Antonia Michaelis und Hansjürgen Feldhaus. Da ist Klassenfahrt-Stimmung quasi vorprogrammiert.

Ach ja, gelesen habe ich auch. Ganz schön oft und mit viel, viel Spaß. Das Witzige ist – wenn man so ein miserables Namensgedächtnis hat wie ich – dass man plötzlich in Schulen steht, die ein echtes Déjà-vu-Erlebnis bereithalten. In der Nibelungen-Realschule war ich nun schon das zweite Mal und in der Hauptschule Sophienstraße ebenfalls. Auch wenn der Name kein bisschen Erinnerung weckt – beim Eintritt in die Aula spätestens waren alle Erinnerungen an die Geschehnisse der Lesungen vor fünf Jahren wieder da. Ist dann fast wie heimkommen – aber das ist die Jugendbuchwoche in Braunschweig ohnehin. Mittlerweile schon das vierte Mal für mich – wobei eine Woche während Corona lediglich online war.

Büchertisch für alle Interessierte.

Zu den Ritualen gehört natürlich auch der Begegnungsabend mit den Veranstalterinnen und Buchinteressierten am Montagabend und die lange und ausführliche Buchhandlungstour bei den liebevollen und so unglaublich persönlich engagierten Organisatoren Bücherwurm und Graff. Denn mit Bahnstreik und Fliegerbombenalarm lief so einiges anders als geplant in dieser 43. Jugendbuchwoche, und die Organisatoren hatten alle Hände voll zu tun mit diesen unvorhergesehenen Herausforderungen.

In der YA-Abteilung von Graff. Ganz rechts: Buchwochen-Organisator Thomas Wrensch.

Dieses Mal durfte ich sogar einen kleinen Eindruck einer ganz besonderen Abteilung von Graff gewinnen: In einem Nebenraum werden die Tausende (wirklich T-A-U-S-E-N-D-E) von signierten YA-Büchern verpackt und verschickt. Eine logistische Meisterleistung und heiß geliebt von jungen Leserinnen in der ganzen Republik – allen voran von meiner leidenschaftlich lesenden Tochter daheim.

Dabei hatte die Woche mit einem Unfall angefangen: Der Buchhändlerin, die einen Büchertisch in der Grundschule Waggum ausrichten wollte, riss der Riemen der Tasche, die Wasserflasche krachte auf die Betontreppe und die Scherben fügten ihr so tiefe Schnittwunden zu, dass sie erst mal ins Krankenhaus zum Nähen musste.

Es geht ihr mittlerweile wieder gut, hat Kai Pannen bestätigt, der sie am nächsten Tag getroffen hat. Mir hat man zum Glück erst nach den Lesungen davon erzählt, sonst wäre ich echt durch den Wind gewesen. (Gute Besserung auch auf diesem Weg noch einmal, Frau Jenzen!) So aber habe ich ungestört neue Wortspiele eingesammelt für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de. Insgesamt habe ich aus Braunschweig mitgebracht Kaffee-Maschine, Blumen-Topf-Erde, Esels-Ohr. Schokoladen-Tafel und Hoch-Wasser. Ach, ich könnte gleich wieder umkehren und noch mal eine Runde beim Eisernen Tugendwächter vorbeischauen.

Moin! Kinder-Spaß auf friesisch

Vorbereitung für die Premierenlesung von „Klassenfahrt außer Kontrolle“.

Weener und Westoverledingen liegen mitten in Ostfriesland – Kühe, Schafe, Trecker, weit verstreute Siedlungen, genau so wie man es sich vorstellt. Ziemlich platt jedenfalls. Ausgerechnet von hier aus ging es ziemlich steil hinauf. Denn mit den vierten Klassen der Grundschule Weener durfte ich mit „Klassenfahrt außer Kontrolle“ das erste Mal auf die Berge.

Der Hafen in Leer, Ostfriesland.

Immer, wenn ich mit einem neuen Buch eine Premiere feiere, bin ich entsprechend nervös. Kommt das Buch gut an? Habe ich die richtigen Stellen ausgewählt? Aber dank der supernetten Betreuung, Glückskäfern und tollen Kindern war diese ganze Aufregung total unnötig. Kein Absturz, keine Steinlawine, kein Gewitter – zumindest nur im Buch! Stattdessen begeisterte Lehrerinnen und Schüler. Wie schön!

Weiter ging es mit der „Linkslesestärke“ und „Fanny und der fast perfekte Fee“ in den umliegenden Schulen in Stapelmoor und Möhlenwarf. Teilweise unter erschwerten Bedingungen, denn die Schulen in Weener werden allesamt gerade umfangreich modernisiert – und in Stapelmoor wurde zeitgleich zur Lesung lautstark eine Wand eingerissen. Durch unseren Lesungssaal waberte irgendwann dann auch eine graue Wolke – das erste Mal, dass ich bei einer Lesung so etwas Extravagantes wie Trockennebel hatte. Na ja, fast. Es war dann irgendwie doch nur Staub. Trotzdem habe ich lustige Einfälle der Kinder für www.linkslesestaerke.de mit nach Hause gebracht: Den Hosen-Stall und den Kinder-Spaß zum Beispiel.

Aus Möhlenwarf und Weener kamen noch die Milch-Straße, die Flaschenpost und das Taschen-Messer hinzu.

Danke an die liebe Sarah Möhlmann und die Büchereizentrale in Niedersachsen, die diese Woche in Ostfriesland für mich organisiert haben. Am Freitag übernahm dann die reizende Kollegin Anja Kellermann aus Westoverledingen. Pfiffige Kinder gehen dort zur Schule, die auf meine Frage, ob sie nach dem Läuten lieber in die Pause wollten, antworteten: „Nein. Weiterlesen! Ist gerade so schön“. Dem komme ich doch immer gerne nach. Außerdem habe ich die Kartoffel und den Stuhl-Gang mitgenommen. Schön war’s. Jetzt kann ich vergnügt weiterfahren nach Rotenburg, wo die nächste Lesung mit der „Linklslesestärke“ wartet.

Storchgeklapper in Straubing

Kuhles Willkommen im SFZ Mallersdorf.

Klappern gehört zum Handwerk. Zum Glück konnte ich diesen Teil meiner Arbeit getrost abgeben in Straubing. Gegenüber meinem Hotelfenster haben nämlich zwei Storche das Klappern übernommen. Leider schon um 5 Uhr morgens, aber man kann sich ja nicht aussuchen, wann andere mit ihrer Arbeit anfangen …

Der Storch beim Klappern.

Abgesehen von den Klappergesellen war es aber wunderbar in Straubing. Claudia Schmidt-Kamchen, die für die Stadtbibliothek Straubing schon seit vielen, vielen Jahren die AutorInnenbesuche in den Schulen der Stadt und im Umland koordiniert, kümmert sich rührend und persönlich um jede und jeden Lesenden. Sowohl die schreibend Lesenden, also uns, als auch dann die lesenden Kinder. Und deswegen hat es ganz besonders viel Spaß gemacht im Landkreis. Logisch, dass Claudia, die man sogar mal für meine (schlankere!) Zwillingsschwester gehalten hat, sofort Einzug halten muss bei meinen Lieblings-Buchmenschen.

Gleich viermal stand „Meine Checkliste zum Verlieben“ auf dem Programm – einmal sogar vor einer achten Klasse. Nachdem ich ja sonst eher bei den Grundschülerinnen und Grundschülern unterwegs bin, herrscht mir eine Klasse mit lauter Jungs, die allesamt über anderthalb Köpfe größer sind als ich, durchaus Respekt ein. Aber, das ist ja das Schöne an dem Gespräch über dieses Buch, auch diese 14-Jährigen haben Redebedarf und stellen sich Fragen über Freundschaft, Beziehungen und ihren Stand in der Welt. Als ich gelesen habe, saß eine Gang von fünf Jungs mir gegenüber, die Arme verschränkt, Schulter an Schulter. Und nach der Lesung kam einer davon zu mir und meinte, dass es ihm echt gut gefallen habe. Ein anderer Zuhörer sagte mir – was für ein Kompliment! – unter vier Augen, dass ich total sympathisch sei.

Genau das sind die Momente, die ich am meisten liebe: Die Momente, in denen sich mein Respekt vor dem Publikum auflöst und sich zu einer potenziell schwierigen Zuhörerschaft eine echte Beziehung entwickelt. Denn dann freuen sich auf beiden Seiten über eine gelungene Diskussion und einen kuh-len Vormittag. So kuhl wie der in Mallersdorf, an des Förderzentrum ich ganz reizende drei Lesungen haben durfte. Aber auch dank der vielen anderen Begegnungen, allesamt schön und lebendig bin ich beschenkt und beschwingt nach Hause gefahren. Nur das frühmorgendliche Storchgeklapper, zugegeben, das werde ich nicht vermissen. Das schöne Straubing mit der lieben Claudia und der Bibliothek direkt an der Donau allerdings schon.

Ausgefuchst: Lesung bei den Erfurter Kinderbuchtagen

Die Maus lebt hier und der Elefant, Käpt’n Blaubär und der Sandmann sowieso – im malerischen Erfurt. Eine Schande eigentlich, dass ich bisher noch nie dort war. Wie schön, dass die tolle, engagierte Buchhandlung Peterknecht mich eingeladen hat, sodass ich diese Bildungslücke endlich mal schließen durfte.

Seit 25 Jahren schon veranstalten Peter Peterknecht und seine Frau Karin die Erfurter Kinderbuchtage – mit staunenswert wachsendem Programm und Autorenensemble. Dabei führt das Buchhändler-Ehepaar ihr sehr interessiertes und engagiertes junges Publikum immer wieder an die kuriosesten Orte in Erfurt.

Wo sich die Füchse Gutenacht sagen, wird heute gelesen.

Wir waren also auf der Fuchsfarm – mit Fanny und dem fast perfekten Feen. Und weil Alliterationen von Haus aus gut sind, war die Lesung ganz prima. Bei strahlendem Wetter, vollen Rängen und einer großen Schar Leserinnen und Lesern, die nicht mehr aufhören wollten zu fragen. Tierisch gut also.

Sponsor der Erfurter Kinderbuchtage war mein fabelhafter Verlag Gulliver/Beltz – wofür ich an dieser Stelle auch schnell noch ein herzliches Dankeschön folgen lassen muss. Danke für die Einladung – ich käme gerne wieder. Erstens muss ich sehen, wie es den Füchsen geht und zweitens ist Erfurt wirklich sehr malerisch.

Wo die wilden Leser wohnen

Halligalli und Variete im Abendprogramm in St. Gallen.

Seitdem ich von meiner Lesereise aus St. Gallen zurück bin, bin ich fest davon überzeugt: Irgendwo in der Schweiz muss er sein – der Ort, wo die wilden Leser und Leserinnen wohnen. Ich weiß zwar noch nicht in welchem Kanton, oder ob es nicht einfach auch mehrere solche „Geburtsorte“ gibt – aber eines ist schon mal klar: In der Schweiz ist Lesen eine Insitution. Versteht mich nicht falsch, auch Deutschland hat wunderbare Konzepte, emsige Lesepat:innen, vorbildlich engagierte Lehrer:innen und Pädagog:innen, die Büchereien haben vielfältige Angebote mit Bilderbuchkino, Leseclubs und Poetry Slam etc.. Aber, und hier kommt der Punkt,: Es ist alles freiwillig. Jemand, der oder die nicht so gern lesen mag, flutscht in Deutschland allzu oft durchs Netz, taucht ab und ist nicht mehr zu angeln, egal welche Köder man ihm oder ihr vor die Nase hält. Und nein, ich fange jetzt nicht wieder von der IGLU-Studie an, auch wenn ich es gerne möchte.

In der Schweiz ist das nicht so schnell möglich, denn hier ist das Lesen einfach fest in den Schulalltag integriert: Und damit meine ich jetzt nicht nur die regelmäßigen Schullesungen im Rahmen des Programms Literatur aus Erster Hand (allein in St. Gallen und den benachbarten Kantonen sind es in diesem Jahr 650 Veranstaltungen). Es ist aber auch das: An nahezu jede Primarschule ist eine Bücherei mit einem sehr gut ausgestatteten Etat angeschlossen. Diesen Etat brauchen die Bibliotheken aber auch, denn vielerorts gehört der regelmäßige Besuch fest zum Stundenplan: Mindestens mal alle drei, vier Wochen gehen die Schülerinnen und Schüler in die Bibliothek und müssen sich dort ein Buch ausleihen. Oder es steht eine Schulstunde Lesen auf dem Wochenprogramm, oder nach der Pause wird erst einmal eine Viertelstunde in der Klasse kollektiv geschmökert. Lesen ist nicht etwas, was so irgendwie und nebenher im Deutschunterricht passiert und das mit einem – wenn man Glück hat – irgendwann noch die Eltern üben. In der Schweiz gehört es zum Lehrplan wie Sport oder Religion.

Die Störche in Uznach: Man sieht sogar die Köpfe der Baby-Störche, wenn man genau hinguckt.

Jedenfalls habe ich es so erlebt, als ich jetzt bei St. Gallen unterwegs war. Bei Niederurnen musste ich am Morgen erst einmal über die vielen querliegenden Schüler und Schülerinnen steigen, die sich lesend auf dem Bibliotheksboden ausgebreitet hatten. Karin Cuipers, die Bibliothekarin erzählte mir von dem Elternabend, den sie neulich veranstaltet hat – mit Book-Castings, wo Bücher anhand verschiedener Kriterien gegeneinander antreten: Cover, Klappentext, Plot etc. So unterhaltsam können Buchempfehlungen für Eltern sein. Auch in Niederurnen gehört das Fach Lesen fest in den Stundenplan der kleinen Leserinnen und Leser. 1000 neue Bücher kann Karin Cuipers kaufen.

Nebenan in Uznach ist es nicht anders: Die Kolleginnen sehen die Schülerinnen und Schüler der Primarschule regelmäßig und kennen sie ziemlich gut. 270 Klassenbesuche waren es allein 2022 Vielleicht meinen es die Störche, die in dieser kleinen Stadt wirklich überall nisten, deswegen so gut mit dem lesenden Nachwuchs. Ich habe mich jedenfalls auch sehr gefreut, dass wirklich jedes Buch von mir dort im Regal steht. Wirklich jedes.

Die Stiftsbibliothek in St. Gallen.

Aber es wäre unfair, wenn ich nur das als Erinnerung mitgenommen hätte. Denn es war einfach rundum schön in St. Gallen und Umgebung. Am Rorschacherberg konnte ich zwischen drei sehr schönen Lesungen an den ebenso schönen Bodensee hinunterwandern und meine Mittagspause direkt am Wasser genießen. Wo hat man das schon? In Teufen überbot man sich mit noch kreativeren Ideen für weitere Bücher. (Das frage ich immer, schließlich ist mir „Die Nacht in der Schule“ ja auch bei einer Lesung von einer Klasse eingeflüstert worden). Ebenso in Ebnat-Kappel. Hier gibt es einen Schulgeist, der wirklich magische Kräfte zu haben scheint und dem man einiges an Abenteuern andichtet. Und man kann ihn nur austreiben, indem man ganz laut „We will rock you“ grölt. Also, wenn der sich nach dieser Vorstellung nochmal traut, sein Unwesen zu treiben – das würde mich schon arg wundern.

Mit der fabelhaften Maja Nielsen beim Stammtisch.

Schön, war’s natürlich auch, weil St. Gallen so bezaubernd ist – allen voran die wunderbare ehrwürdige Stiftsbibliothek – und weil wir wieder mit vielen lieben Kollegen unterwegs waren, dieses Mal waren wir sogar selbst bei einer Lesung – bei Theresa Präauer mit „Essen im falschen Jahrhundert“. Nachdem ich irgendwann mal ein Semester die „Soziologie des Essens“ studiert habe, war das besonders für mich ein sehr amüsanter Abend. Und dann saß ich durch Zufall auf dem Rückweg drei Pädagog:innen aus Adliswil gegenüber (auch da hatte ich schon gelesen, allerdings online): Hier hatte es an der Schule am Tag zuvor einen Bücherflohmarkt gegeben, wo jedes Kind seine alten, nicht mehr gebrauchten Bücher mitgenommen hat und dafür dann mit zehn Franken Spielgeld nun andere Bücher erhandeln musste. Noch so ein Beispiel für institutionalisierte Leseförderung an der Schule.

Natürlich habe ich von meiner jüngsten Lesereise wieder Worträtsel mitgebracht für die Wort-Acker-dem-ih auf www.linkslesestaerke.de. Dieses Mal gibt es neu das Stink-Tier, den gestiefelten Kater und die Roller-Blades.

Da kann es stürmen, regnen oder schneien

… heute feiern wir: Meike Haas (von links), Nina Müller, Margit Ruile und ich. Denn wir durften wieder mit Neustart Kultur unterwegs sein. Auch wenn der Wettergott echt hart mit uns war, hatten wir einen Riesenspaß in Stadtbergeben, Neuburg an der Donau und in der Montessori-Schule München der Aktion Sonnenschein. Tolle Kinder, schöne Veranstaltungen und einen Menge kreativer Einfälle waren dabei. Ich habe jedenfalls von den Lesungen mit der „Linkslesestärke“ für die Wort-Acker-dem-ih mitgenommen: Bauern-Hof, Dumpfbacke, Stern-Bild und Hand-Taschen.

Vielleicht konnte ja auch deshalb nichts schiefgehen, weil mir in Neuburg an der Donau ein waschechtes Einhorn zur Seite stand. Da musste es ja klappen mit der Magie, dem Fee Jerome und dem ganzen Glitzer-Feenstaub – na ja, nicht so ganz nach Plan, aber immerhin zur vollen Belustigung des Publikums.

Auch die „Isar-Detektive“ waren in der vergangenen Woche mit mir auf Tour: In Wörthsee mussten wir sogar Stühle extra rausholen, damit die vielen Kinder und Erwachsenen noch Platz fanden – 45 Besucher lauschten und machten Vorschläge, was man in der Politik für die Schule besser machen könnte: Keine Hausaufgaben zum Beispiel, mehr Sportunterricht und späterer Schulanfang.

Im Max-Gymnasium einen Tag später forderte eine Schülerin dann eine Stunde Lesen pro Woche. Wenn man die IGLU-Studie verfolgt, die gerade mit den schlechten Leseergebnissen der Viertklässler*innen Deutschland erschüttert, dann ist dieser Vorschlag nun wirklich kein schlechter. Das kann ich 1:1 unterschreiben.